Das Nein der Bürger gegen Olympische Winterspiele in München ist zwar verständlich, gleichwohl aber bedauerlich, meint der StZ-Sportschef Peter Stolterfoht. Denn womöglich wurde eine große Chance vertan.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Es geht um eine 0:4-Niederlage. Und die lässt sich im Sport nicht schönreden. Im Klartext: die Münchner Olympiabefürworter haben ein Debakel erlebt – wenn man bedenkt, dass ein 4:0 nötig gewesen wäre, um sich durchzusetzen. In München, Garmisch-Partenkirchen sowie in den Landkreisen Berchtesgaden und Traunstein sprachen sich die Wahlberechtigten jeweils gegen eine Bewerbung für die Winterspiele 2022 aus. Dieses deutliche Ergebnis sollte nun aber nicht Häme auf der einen und aggressives Unverständnis auf der anderen Seite nach sich ziehen. Es ist auch ein Gebot der im Sport so oft zitierten Fairness, sich nun differenziert mit dem Ausgang der Entscheidung auseinanderzusetzen. Und dazu gehört ganz sicher nicht, pauschal und für immer das Ende deutscher Olympiabewerbungen auszurufen, so wie es Ludwig Hartmann, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag sogleich getan hat. Es lässt sich vieles aus dem Bürgerentscheid ableiten, aber nicht dieses Fazit.

 

Das Münchner Ergebnis hat eine eigene Geschichte. Die bayerische Landeshauptstadt und ihr Umland sind wirtschaftlich gut aufgestellt. Hier braucht es nicht die riskante Konjunkturkurbel mit den fünf Ringen. Der Tourismus stößt hier schon jetzt an Grenzen, die mit Olympia möglicherweise überschritten würden. Und dann geht es eben um Winterspiele, die in der Regel einen größeren Eingriff in die Natur nötig machen als das Sommer-Pendant.