Auf Christian Lindner, den künftigen Parteichef, wartet eine Herkulesaufgabe. Er muss die Inhalte, das Führungspersonal und die Strategie der FDP neu bestimmen, kommentiert Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Christian Lindner wird der neue starke Mann der FDP – soweit man diesen Begriff angesichts der Schwindsucht der Liberalen noch benutzen mag. Ihm fällt die Aufgabe zu, die Partei nach dem Rückzug des Duos Philipp Rösler und Rainer Brüderle gleichzeitig inhaltlich, personell und strategisch neu auszurichten. Die FDP muss sich ihrer vielfältigen programmtischen Wurzeln erinnern, zu denen eben nicht nur die Freiheit der Wirtschaft, sondern auch die Freiheit des Einzelnen und die soziale Bedingtheit dieser Freiheit gehören. Lindner wird sich ein völlig neues Team zusammenstellen müssen, zu dem gewiss Wolfgang Kubicki gehört. Und er muss die FDP aus der Selbstkettung an Angela Merkel befreien. Nie wieder sollte sich die Partei so klein machen wie in den letzten Tagen des Wahlkampfes, als sie um Leihstimmen der Union bettelte.

 

Nach dem Rauswurf aus dem Bundestag muss der Wiederaufbau zwangsläufig über die Länder laufen. Auch hier gibt es nur noch eine Regierung und wenige Parlamente, in denen die FDP vertreten ist. In einer solchen Situation müsste eigentlich der Landesverband Baden-Württemberg, einst ein Hort liberaler Stärke, eine entscheidende Rolle spielen. Aber er kann es nicht. Zunächst muss auch hier inhaltlich, personell und strategisch ein Neuanfang gewagt werden.