Auf dem Dreikönigstreffen der Liberalen in Stuttgart geht Dirk Niebel seinen Parteichef Philipp Rösler frontal an. Das ist zwar mutig, aber unklug, kommentiert StZ-Politikchef Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Die öffentlichen Kundgebungen von Parteien sind gewöhnlich gekennzeichnet durch Selbstbeweihräucherung mit einem Schuss Heuchelei. Die programmatischen Widersprüche und persönlichen Rivalitäten werden bestmöglich versteckt, die rhetorische Attacke hat allein dem politischen Gegenüber in anderen Parteien zu gelten. In diesem Sinne war das Dreikönigstreffen der FDP eine ganz und gar ungewöhnliche Veranstaltung.

 

Auf offener Bühne hat Dirk Niebel, der Spitzenkandidat der baden-württembergischen Liberalen für die Bundestagswahl, den Vorsitzenden Philipp Rösler herausgefordert. Niebels Klage über eine falsche Mannschaftsaufstellung und sein Ruf nach einem schnellen Umbau der Parteispitze ohne Rücksicht auf das niedersächsische Wahlergebnis war mutig. Zu bezweifeln ist, ob er klug agiert. Niebel hat die innere Zerrissenheit der FDP für alle offengelegt und die Frage des Vorsitzes zur alles überlagernden Frage erklärt. Die Chancen der FDP auf einen Erfolg in Niedersachsen wird dies nicht erhöhen. Die Tage von Philipp Rösler als Parteichef sind ohnehin gezählt. Noch beißt der die Zähne zusammen, spielt das Heuchlerspiel mit. Die Kraft, Niebels Attacke noch im Stuttgarter Opernhaus schwungvoll zu kontern, hatte er nicht mehr. Augenscheinlich hat er sich selbst bereits aufgegeben.