In Kiel und Düsseldorf steigen die Chancen, weil sich dort zeigt, wie die Partei sein könnte, kommentiert Thomas Maron.

Stuttgart - Die FDP steht in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen vor dem Einzug in den Landtag. Sollte dies tatsächlich gelingen, wäre dies, gemessen an den Erwartungen noch vor vier Wochen, eine Sensation. Aber eine Wiederauferstehung wäre es noch nicht. Jedenfalls nicht für Parteichef Philipp Rösler. Denn am Rhein und an der Ostseeküste kämpfen mit Christian Lindner und Wolfgang Kubicki zwei Männer, die mit der FDP, wie sie Rösler in der Nachfolge Guido Westerwelles zu prägen versuchte, rein gar nichts zu tun haben wollen. Sie präsentieren einen anderen Stil, argumentieren in der Sache hart, vergessen dabei aber nicht, ihre Kontakte in alle politischen Lager jenseits der Linken zu pflegen. Sie wecken Interesse, weil sie die Geschichte der FDP anders erzählen, als man sie über Jahre hinweg vernommen hat, weniger polarisierend, facettenreicher, offener – liberaler.

 

Deshalb kann Philipp Rösler auch dann nicht gewinnen, wenn die FDP in beide Landtage einzieht. Lindner hat Rösler im Wahlkampf ignoriert, Kubicki hat ihn attackiert, inhaltlich haben ihn beide düpiert. Die Führung der FDP wird nach den Wahlen deshalb nach Lage der Dinge von Lindner und dem zweiten mächtigen Mann, Fraktionschef Rainer Brüderle, übernommen. Rösler darf Parteichef bleiben. Wenn er nicht weiter stört.