Italien muss mit einer neuen Flüchtlingswelle aus Afrika und dem Nahen Osten fertig werden – und ist überfordert. Allein kommt kein Staat mehr mit den Flüchtlingsströmen zurecht, kommentiert der StZ-Autor Paul Kreiner.

Rom - Es wird höchste Zeit, dass sich Europa neue Gedanken darüber macht, wie es mit den wachsenden Menschenströmen aus Afrika und dem Nahen Osten umgeht. Auf „Schengen II“ zu verweisen, den Vertrag, nach dem Ankommende nur in jenem Staat Asyl beantragen dürfen, in dem sie gestrandet sind, ist zwar formalrechtlich korrekt, politisch und menschlich aber zynisch. Allein käme kein Staat – nicht einmal das stolze Deutschland – mit diesen Wellen zurecht, die derzeit wieder über Italien zusammenschlagen.

 

Wenn man schon die Flüsse nicht eindämmen kann, vielleicht kann man Italien ja bei der administrativen Bewältigung der Probleme helfen: reiche Staaten könnten sich nicht nur am Bau und dem Unterhalt zivilisatorisch akzeptabler Auffangeinrichtungen beteiligen, sondern mit der Entsendung von Personal auch dafür sorgen, dass Anträge auf Asyl oder Familienzusammenführung endlich schnell behandelt und die betreffenden Personen genauso schnell – je nach Ergebnis – in Europa aufgenommen oder eben in ihre Herkunftsländer zurückgebracht werden. Das wäre der Beginn eines würdigen Umgangs mit diesen Menschen. Europa würde endlich anfangen zu handeln, anstatt den Gespenstern freien Lauf zu lassen, jener Angst vor einer „Überflutung“, die das Denken nur blockiert und den Raum öffnet für Hetzereien aller Art.