Keine Frage: Wer weibliche Chefs haben will, der muss den Druck auf die Konzerne erhöhen, meint die StZ-Redakteurin Inge Nowak.

Berlin - Keine Frage, der Druck muss erhöht werden. Alle politischen Anläufe und alle Beteuerungen der Unternehmen Frauen zu fördern, haben bisher wenig gebracht. Frauen in Spitzenpositionen waren und sind eine Ausnahmeerscheinung. Die weiblichen Vorstände in deutschen Dax-Unternehmen lassen sich beinahe an einer Hand abzählen. In den Aufsichtsräten sieht die Lage zwar etwas erfreulicher aus. Aber durchgesetzt haben sich weibliche Führungskräfte in der Männerwelt noch lange nicht. Ähnlich traurig sieht es auch im Mittelstand aus.

 

Die Unternehmen hatten ihre Chancen, jetzt ist die Politik gefragt. Eine feste Frauenquote, wie sie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen vorschwebt, kann aber nicht die Lösung sein. Denn die Branchen unterscheiden sich stark. Während etwa in der Finanzwirtschaft traditionell viele Frauen arbeiten, ist ihr Anteil in der Autoindustrie niedrig. Deshalb sollte man auch den Anteil weiblicher Führungskräfte nicht starr festschreiben.

An der Ausbildung liegt es nicht, dass Frauen der Weg in die Chefetage kaum gelingt. Im Gegenteil. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes erwerben deutlich mehr Frauen als Männer die allgemeine Hochschulreife. Und unter den Hochschulabsolventen haben die Frauen auch leicht die Nase vorn. Doch schon beim Einstieg ins Berufsleben tauchen erste Hürden auf. So müssen etwa Ingenieurinnen nach Auswertungen des Branchenverbands VDI viel häufiger mit einer befristeten Stelle vorliebnehmen als ihre männlichen Kollegen.

Bessere Rahmenbedingungen werden benötigt

Hat die Frau den Einstieg geschafft, gehen die alten Probleme weiter. Kindererziehung und Hausarbeit sind immer noch recht einseitig verteilt - mit der Folge, dass knapp 50 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit arbeiten. Gerade in den Jahren, in denen die Grundlagen für die Karriere gelegt werden, sind Frauen anderweitig beschäftigt. Auch gut ausgebildete Damen schaffen meist nicht einmal den Sprung in die mittlere Führungsebene.

Wer Frauen in Führungspositionen haben will, muss zum einen die Rahmenbedingungen dafür schaffen - und dazu gehört zuallererst eine deutlich bessere Kinderbetreuung. Zum anderen müssen Frauen von ihrem ersten Arbeitstag an gefördert werden, ihnen steht die gleiche Unterstützung zu wie ihren männlichen Kollegen. Frauennetzwerke sind zweifellos eine gute Sache; sie haben aber einen Nachteil: die Frauen bleiben darin meist unter sich. Wer Nachhaltigkeit will, muss deshalb dafür sorgen, dass in alle Gremien des Unternehmens auch Frauen einziehen.

Von heute auf morgen ist das aber nicht umzusetzen. Denn viele Traditionsunternehmen wie BASF, Bosch oder Daimler rekrutieren üblicherweise ihre Führungskräfte aus den eigenen Reihen. Das hat den Vorteil, dass die künftigen Chefs das eigene Unternehmen und die Branche über Jahre kennengelernt haben.

Unternehmen brauchen ehrgeizige Ziele

Wer es mit Frauen in Führungspositionen ernst meint, muss in den ersten Berufsjahren beginnen. Quereinsteigerinnen, denen häufig der Makel Quotenfrau anhaftet, fassen nur schwer Fuß. Dass es Zeit braucht, bis die Unternehmen weiblicher geworden sind, ist aber auch gleichzeitig die Gefahr dabei. Wer langfristig plant, kann - etwa wegen Krisen - leicht seine Ziele aus dem Auge verlieren. Das gilt für jeden, eben auch für Unternehmen.

Gerade hier ist die Politik gefragt. Sie muss gewährleisten, dass sich Unternehmen (ehrgeizige) Ziele setzen und sie sollte vor allem regelmäßig ihre Umsetzung kontrollieren und dann auch sanktionieren. Im Ansatz mag der geplante Gesetzentwurf von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder gut sein. Aber mit Verlaub, eine Strafe von möglicherweise 25.000 Euro, sollte ein Konzern gegen sein eigenes Frauenziel verstoßen, ist eine Alibistrafe, die keinen Dax-Konzern abschreckt.