Bei ihren Aktivitäten gegen die Auswüchse der Prostitution nimmt die Stadt Stuttgart nun auch die Freier in den Fokus. Mit einer teils provokativen Plakatkampagne will man die Sexkunden auf die Lage von Armutsprostituierten aufmerksam machen. Ein Kommentar von Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Hilfen für Prostituierte, mehr Druck auf Bordellbetreiber und nun eine Plakatkampagne an die Adresse der Freier: Seit geraumer Zeit versucht die Stadt, der Auswüchse der Prostitution Herr zu werden. Einiges hat man schon erreicht, doch durchschlagende Erfolge gegen das Rotlichtgewerbe lassen sich nur schwer und schon gar nicht alleine auf kommunalpolitischer Ebene erzielen.

 

Dass die Stadt bei den Sexkunden ansetzt und diesen ins Gewissen redet, ist aller Ehren wert. Es ist gut, einmal ganz drastisch öffentlich zu machen, mit welcher Gleichgültigkeit Freier aus allen Schichten zur eigenen Befriedigung über das Elend von Armutsprostituierten hinweggehen.

Der Gesetz von Rot-Grün ist fehlerhaft

Ironie der Geschichte: Der grüne Oberbürgermeister Kuhn wird auch gegen Entwicklungen aktiv, die er als ehemaliger Abgeordneter und Bundesvorsitzender der Grünen zumindest mitverantwortet hat. Dass Freier heute glauben, eine Art Wellnessdienstleistung in Anspruch zu nehmen, ist auch eine Folge des gut gemeinten rot-grünen Prostitutionsgesetzes. Seit die Förderung der Prostitution nicht mehr strafbar ist, sitzen Betreiber von Großbordellen in Talkshows und werben für ihr angeblich so sauberes Gewerbe.

Was die Koalitionäre damals nicht vorausgesehen haben: Die EU-Osterweiterung hat massenhaft junge Frauen aus Osteuropa ins Land gespült, zu einem Preisverfall im Sexgeschäft und zu einer noch größeren Verelendung geführt.