Die DFB-Elf hat großen Unwägbarkeiten in einer starken Gruppe getrotzt, schreibt StZ-Redakteur Marko Schumacher über die Vorrunde der Fußball-EM.

Lwiw - Es gehört alle zwei Jahre zur Pflicht der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, dass sie die Vorrunde eines großen Turniers übersteht. Zu gewinnen gibt es in den Gruppenspielen üblicherweise wenig, dafür aber viel zu verlieren, da der Einzug in die K.-o.-Runde als Selbstverständlichkeit gilt. Die Auswahl von Joachim Löw hat es durch das 2:1 gegen Dänemark auch dieses Mal geschafft. So ganz selbstverständlich aber war das bei dieser EM nicht.

 

Es hätte gute Gründe gegeben, die ein vorzeitiges Scheitern hätten erklären können. Die Vorbereitung, die der Bundestrainer selbst als „zerrüttet“ bezeichnet hatte, die körperlichen Probleme wichtiger Spieler – groß waren die Unwägbarkeiten und Sorgen vor dem EM-Auftakt. Hinzu kam die starke Vorrundengruppe mit drei Gegnern, die zu den Top Ten der Weltrangliste gehören. Viel schwerer hätte es die DFB-Auswahl nicht erwischen können.

Nicht aus dem Tritt

Dass sie sich trotz allem nicht aus dem Tritt hat bringen lassen und souverän ins Viertelfinale eingezogen ist, dafür gebührt ihr großer Respekt. Die Spieler selbst sind es gewesen, die in den vergangenen Monaten den Titelgewinn als einziges Ziel ausgegeben haben. Dem zusätzlichen Druck, den sie dadurch aufgebaut hatten, haben sie bislang eindrucksvoll standgehalten.

Zudem hat der Bundestrainer einmal mehr die richtigen Entscheidungen getroffen. Löw ersetzte die Routiniers Per Mertesacker und Miroslav Klose, denen die Spielpraxis fehlte, durch Mats Hummels und Mario Gomez. Und er legte das Hauptaugenmerk auf eine stabile Defensive. Die Spielweise mag dadurch nicht mehr so spektakulär wie in der Qualifikation sein – sie ist aber erfolgversprechender. Ein großes Turnier, das haben zuletzt auch die Spanier gezeigt, gewinnt man nicht mit heißem Herzen, sondern mit kühlem Kopf.

Gegen die Griechen geht es für Deutschland im Viertelfinale weiter – und man kann sich kaum vorstellen, dass sich Joachim Löws Mannschaft von diesem Gegner aufhalten lässt. Fast noch mehr als in dieser Vorrunde gilt dann: Es gibt wenig zu gewinnen, dafür aber viel zu verlieren.