Randale in Karlsruhe, Tumulte in Düsseldorf: Die Auswüchse hängen mit der Fixierung auf den Fußball zusammen, kommentiert Thomas Haid.
Stuttgart - Dass der Fußball von Emotionen lebt, ist nicht neu. Relativ neu ist dagegen, dass das Spiel für immer mehr Menschen zum Lebensmittelpunkt und Lebensinhalt geworden ist. Der Fußball als einziger Kick. Diese Hingabe führt dann aber fast zwangsläufig zu Exzessen – zunehmend im negativen Sinn. Am Dienstag in Düsseldorf stand die Partie wegen des viel zu ausschweifenden Jubels vor dem Abbruch, tags zuvor äußerte sich der Abstieg des KSC in blanker Gewalt.
Wenn es nach diesen beiden Skandalspielen wieder heißt, dass es sich dabei um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt, ist das sicher richtig. Aber erstens macht das die Ausschreitungen nicht besser, sondern gefährlicher. Und zweitens rückt eine Lösung so in weite Ferne, da sich zuvor ja die Gesellschaft verändern und andere Lebensinhalte schaffen müsste. Entsprechend hilflos fallen die Reaktionen aller Beteiligten aus – im Sport und in der Politik. Sie haben es schon auf die sanfte Tour über Fanprojekte versucht und genauso auf die harte Tour über Strafen. Das Ergebnis war innerhalb von 24 Stunden in den Relegationsspielen zu besichtigen. Die Geister, die die Gesellschaft rief, haben sich im Fußball eingenistet.