Wie zufrieden sind Sie? Die Ergebnisse der Glücksforschung sollten die Politik auf jeden Fall interessieren, meint Alexander Mäder.

Stuttgart - Die Erforschung des menschlichen Glücks hat mit denselben Vorurteilen zu kämpfen wie viele andere psychologische oder sozialwissenschaftliche Experimente auch: Die Messwerte sind notorisch unpräzise. Lässt sich die Zufriedenheit eines Menschen sinnvollerweise als Zahlenwert angeben und mit den Zufriedenheitswerten anderer Menschen zu einem Durchschnitt verrechnen? Um nur ein Beispiel für Zweifel an der Methode zu nennen: kurzfristige Emotionen wie etwa ein Wutausbruch ziehen unter Umständen eine hohe Zufriedenheit mit Job, Gesundheit und Familie in den Keller.

 

Die Bedenken sind berechtigt, und trotzdem ist die Glücksforschung möglich. Die Studien, die auf dieser Seite vorgestellt werden, nutzen moderne Methoden und basieren auf sehr umfangreichen Datensätzen. Damit lässt sich Statistik betreiben, auch wenn der einzelne Versuchsteilnehmer die Angaben zu seiner Zufriedenheit am nächsten Tag gerne wieder korrigieren würde.

Die Glücksforscher sind sogar so selbstbewusst, ihre Ergebnisse der Politik zu empfehlen: Statt sich bei politischen Entscheidungen an Einkommen und Wirtschaftsleistung zu orientieren, könnte man auch gezielt das Wohlbefinden der Bürger verbessern. Natürlich hängt die Zufriedenheit von Einkommen, Job, Gesundheit und Familie ab - aber wie, ist noch unklar. Geld, das zeigen die Studien, wird zum Beispiel in seiner Bedeutung oft überschätzt.

Um für politische Entscheidungen nutzbar zu sein, muss es jedoch Indikatoren für Zufriedenheit geben, die Vergleiche über die Zeit hinweg erlauben. So etwas wie ein Bruttosozialprodukt des Glücks. Die aktuellen Studien der Glücksforscher sind bis jetzt nur Vorbereitungen für diesen Schritt.