Für die Zukunft muss die Wahl von G20-Gipfelorten überdacht werden. Dass in diesem Jahr Hamburg mit seiner linken Szene ausgewählt wurde, entschuldigt aber in keiner Weise, was dort passiert ist.

Hamburg - Hamburg hat die zweite Krawallnacht hintereinander erlebt. Bilder von brennenden Barrikaden, Wasserwerfer- und Tränengaseinsätzen, verletzten Polizisten und Demonstranten wurden live in die Wohnzimmer der Republik übertragen. Anders als während der ersten Randalewelle am Donnerstagabend, als die Polizei erst extrem hart auf vermummte linke Demonstrationsteilnehmer reagierte und die Autonomen anschließend brandschatzend durch Wohnviertel zogen, ließen die Sicherheitskräfte die Randalierer jetzt erst einmal gewähren, Plünderungen inklusive. Unter dem Strich mag der stundenlange „Stellungskrieg“ weniger brutal als in der Nacht zuvor gewesen sein, für die Außenwirkung des Hamburger Gipfels war diese Taktik aber möglicherweise noch schädlicher. So ist der Eindruck einer außer Kontrolle geratenen Situation entstanden.

 

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Leider waren solche verstörenden Bilder in gewisser Weise zu erwarten, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Die Wahl Hamburgs und der Messe direkt neben dem linken Schanzenviertel als Veranstaltungsort des G20-Gipfels wurden hier früh als Provokation empfunden. Zusammen mit der berechtigten Kritik an vielen Gipfelteilnehmern und ihrer Politik war von Anfang an eine Gemengelage gegeben, die Ärger versprach. Sicherlich muss ein Staat Veranstaltungen abhalten und durchsetzen können, politisch unklug aber war die Ortswahl allemal. Über die zukünftigen Schauplätze solcher Veranstaltungen muss dringend geredet werden. Vor allem der Vorschlag, die G20-Treffen künftig am Rande von UN-Vollversammlungen in New York abzuhalten, verdient Beachtung. Nicht nur, dass damit die Vereinten Nationen als eigentlich zuständige Weltregierung wieder gestärkt würden, an deren Sitz in New York ist auch die notwendige Infrastruktur vorhanden.

All dies entschuldigt aber in keinster Weise, was in Hamburg passiert ist: Die Polizei hat in manchen Situationen unbedacht reagiert, vor allem aber haben Vandalen ohne jeglichen politischen Anspruch jegliches Maß des Protestes verloren. Anwohnern die Autos abzufackeln, Steine auf Umstehende zu werfen und Wohnviertel zu zerstören hat mit ihren eigenen linken Idealen rein gar nichts zu tun. Sie sind nicht mehr als gewöhnliche Hooligans, die den berechtigten politischen Anliegen vieler G20-Kritiker einen Bärendienst erwiesen haben. Die Hamburger Nächte dürften nicht zuletzt deshalb noch lange nachwirken.