Die neue Spitze der IG Metall um den Vorsitzenden Detlef Wetzel und seinen Vize Jörg Hofmann strotzt vor Kraft. Dabei glückt ihr manches nicht, meint unser Autor Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Der Satz erscheint charakteristisch für IG-Metall-Chef Detlef Wetzel: Gefragt, welche Lehren das Führungstandem aus den schlechten Wahlresultaten beim Gewerkschaftstag zu ziehen denke, sagt er: „Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, das gilt auch für die Wahlergebnisse.“ Und wenn er Lehren ziehen würde, wären sie nicht geeignet, öffentlich vorgestellt zu werden. Es dürfte nicht die letzte Journalistenfrage gewesen sein, die an der selbstbewussten Doppelspitze abprallt. Wetzel und sein Vize Jörg Hofmann sehen derzeit eher Grund zum Eigenlob, weil die IG Metall in ihren Augen so erfolgreich ist. Wird der missglückte Start Ende November demzufolge nur als ein Schönheitsfehler empfunden? Dies wäre unklug.

 

Dass die Gewerkschaft auf einem guten Wege ist, lässt sich nicht bestreiten – ebenso wenig, dass Wetzel und Hofmann dafür mitverantwortlich sind. Schon in ihren früheren Funktionen haben sie die Weichen in die noch unter Berthold Huber eingeschlagene Richtung gestellt. Weiterhin gewinnt die IG Metall mehr Mitglieder hinzu, als ihr verloren gehen. Das allein ist wegen der demografischen Kurve schwer genug. Die strikte Ausrichtung auf eine verbesserte Betriebspolitik und stärkere Kampagnenfähigkeit funktioniert. Die Basis hat nicht nur in Fensterreden der Funktionäre einen hohen Stellenwert. Es gibt zwar noch einige brachliegende Felder, diese werden aber sukzessive in Angriff genommen. Einen Tanker wie die IG Metall zu bewegen, ist auch für flexible Kapitäne nicht so leicht.

Politisch einiges nicht erreicht

Die Erfolge auf politischer Ebene sind weniger eindeutig. Der Koalitionsvertrag trägt zwar die Handschrift der Gewerkschaft – nicht nur bei den Rentenbeschlüssen oder beim gesetzlichen Mindestlohn. Die IG Metall als Gewinner des Koalitionspokers zu bezeichnen, wäre aber verfehlt. Erstens müssen die von ihr forcierten Vorhaben noch durch ein Gesetzgebungsverfahren mit seinen Fallstricken, und zweitens haben Wetzel & Co. elementare Ziele nicht erreicht – etwa was die Investitionstätigkeit des Staates, Werkverträge oder mehr Mitbestimmung im Unternehmen angeht. Und schon wegen des Gegendrucks der Wirtschaft, aber auch wegen der unsicheren Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt erscheint es fraglich, ob die Gewerkschaft ihren Einfluss weiter ausbauen kann.