Die Politik der niedrigen Zinsen ist gefährlich, aber derzeit liegt die EZB damit richtig, meint Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) schlägt Alarm – und ist selbst Teil des von ihr angesprochenen Problems. Die Formulierungen von Notenbankern sind meistens eher unklar. Auch der Vizepräsident der Notenbank, Vitor Constancio, wollte nicht davon sprechen, dass die niedrigen Zinsen die Gefahr einer Immobilienblase heraufbeschwören. Er sieht aber immerhin „Anzeichen“, die in bestimmten Immobilienmärkten auf eine Überhitzung hindeuten könnten.

 

Nun warnt also auch die EZB vor einem überhitzten Immobilienmarkt. Einige Ökonomen machen mittlerweile darauf aufmerksam, dass die günstigen Finanzierungsbedingungen und die fehlenden Anlagealternativen viele Anleger in das vermeintlich sichere „Betongold“ locken. Und wenn die Nachfrage hoch ist, steigen die Preise. Die Gefahr einer ungesunden Entwicklung entsteht dadurch, dass die Preise zu stark steigen und die Menschen, die ihren Immobilienkauf durch Kredite finanziert haben, früher oder später nicht mehr in der Lage sind, ihre Zinsen zu bezahlen. Das war der Ausgangspunkt der Finanzkrise und deshalb ist es dringend notwendig, dass auch der Internationale Währungsfonds die Lage auf dem Immobilienmarkt genau analysieren will.

In Deutschland, das bestätigt nicht nur die Bundesbank, sind wir von einer Immobilienblase noch weit entfernt. Zwar steigen auch hier die Preise und immer mehr Bundesbürger investieren in die eigene Immobilie. Dieser Boom ist aber angesichts der vergleichsweise guten Einkommenssituation der Deutschen noch nicht bedrohlich. Auch die Banken haben ihre Lektion gelernt, sie überprüfen umfassend die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden. Anders sieht das in den Ländern wie Spanien und Italien aus, in denen vor allem Spekulanten ihr Geld in Wohnungen oder Häuser investieren. Die Gefahr einer Überhitzung ist hier durchaus gegeben. Deshalb hat Constancio zu Recht auf die Situation aufmerksam gemacht. Die EZB kann nur eine Geldpolitik für den gesamten Euroraum machen. Je länger die Niedrigzinspolitik andauert, desto größer wird das Risiko, dass sich auf einzelnen Märkten Fehlentwicklungen einstellen. Dieser Gefahr sind sich die Notenbanker bewusst. Aber zur Zeit unternimmt die EZB das einzig Richtige, um das Finanzsystem zu stabilisieren.