Die Kreispartei zieht die Konsequenzen aus ihren Niederlagen. Doch der Aufbruch birgt gleich zu Beginn allerhand Risiken.
Stuttgart - In den Reihen der Stuttgarter CDU sind sich die meisten einig. So kann es nicht weitergehen. Nach den Verlusten bei der Kommunalwahl 2009, als die bis dahin größte Ratsfraktion an die zweite Stelle hinter die Grünen rutschte, vor allem aber nach dem Desaster bei der Landtagswahl 2011, als drei der vier Direktmandate verloren gingen, müssen Konsequenzen folgen. Donnerstagabend werden sie auf der Waldau gezogen: Weg mit der Macht des Kreisvorstandes und dem alten Delegiertensystem - hin zur Basisdemokratie, bei der die 3200 Parteimitglieder das Sagen haben, wenn es um die inhaltliche Ausrichtung geht und wenn es gilt, die Kandidaten für wichtige Wahlen zu nominieren.
Doch der Aufbruch, den die Stuttgarter Christdemokraten jetzt wagen, birgt gleich zu Beginn allerhand Risiken. Denn der Zufall will es, dass die erste Personalentscheidung, die die CDU-Mitglieder fällen müssen, der mit Spannung erwarteten OB-Wahl im Herbst 2012 gilt. Wenn Donnerstag, was zu vermuten steht, die Parteibasis beschließt, die Kür ihres Kandidaten selbst vornehmen zu wollen, muss der Amtsinhaber Wolfgang Schuster dies als klares Votum gegen sich selbst werten. Denn stünde die hiesige CDU geschlossen hinter dem 62-Jährigen, hätte sie dies längst kundtun und sich hinter ihm versammeln können.
Doch das Verhältnis zwischen dem Oberbürgermeister und seiner Partei ist kühl, um es vorsichtig auszudrücken. Kein Wunder, dass Wolfgang Schuster am Donnerstag nicht nach Degerloch kommt. Wäre er der Wunschkandidat der CDU, könnte seinem Erscheinen kein anderer Termin im Wege stehen. Doch der Rathauschef ist noch nicht geschlagen: Wenn die Volksabstimmung zu Stuttgart 21 am 27. November zu Gunsten des Bahnprojekts ausgehen sollte, hätte er die Chance, das Heft des Handelns an sich zu reißen und seine erneute Kandidatur zu erklären. Dann hätte die CDU-Basis gar keine andere Wahl.