Im neuen Ludwigsburger Kreistag werden drei fast gleich große Fraktionen von FW, CDU und Grünen sitzen. Eine Suche nach Mehrheiten jenseits der Schützengräben ist sinnvoll, findet Rafael Binkowski.

Ludwigsburg - Das Ergebnis der Kreistagswahl ist eine echte Überraschung. Hier haben die Wähler noch stärker als bei den Gemeinderatswahlen vorwiegend lokal bekannte Personen gewählt. Das hat den Freien Wählern, die mit einem großen Arsenal an Bürgermeistern aufmarschiert sind, einen historischen Wahlsieg beschert, den sie selbst kaum für möglich gehalten hätten. Die AfD hingegen, die ihre Listen kaum mit Kandidaten füllen konnte, konnte den landesweiten Trend vor Ort nicht für sich nutzen.

 

Die Kreispolitik ist ohnehin weit weniger polarisiert als es etwa in Ludwigsburg beim heftig ausgefochtenen Kampf um die Verkehrsthemen der Fall ist. Freie Wähler und CDU haben zwar eine absolute Mehrheit im Kreistag – bei der Krankenhauspolitik oder bei der Abfallentsorgung wird allerdings häufig eher nach regionalen Gesichtspunkten abgestimmt.

Kommunalpolitik lebt vom Konsens

Es ist ohnehin an der Zeit, nach dem zugespitzten Kommunalwahlkampf wieder zur Sacharbeit zurück zu kehren. Für die Wahlwerbung ist es richtig, die eigenen Positionen herauszukehren. Doch die Kommunalpolitik lebt vom Kompromiss und einem Grundkonsens, pragmatische Lösungen finden zu wollen.

Das sollte auch für den Ludwigsburger Gemeinderat gelten. Dort sind die Mehrheitsverhältnisse so knapp und unberechenbar, dass über Lagergrenzen hinweg Verständigung gesucht werden muss. Wer auch immer am 30. Juni zum OB gewählt wird, muss diesen Prozess moderieren. Apropos OB: Werner Spec hat zwar bei der Kreistagswahl gut abgeschnitten, sein Ergebnis sticht aber nicht wie bei anderen Rathauschefs heraus.

Ein neuer Landrat wird gesucht

Kooperation ist auch bei der wichtigsten Machtfrage im Landkreis angesagt: Das neu gewählte Kreisparlament muss bald einen neuen Landrat wählen. Die Freien Wähler können als Wahlsieger jetzt zwar Ansprüche anmelden. Doch ohne Partner haben sie keine Mehrheit.