Alle bekunden ihre Liebe. Alle wollen angeblich die Kulturinsel erhalten. Doch beschneidet man die Kulturinsel zu sehr, braucht man sich nicht wundern, wenn sie untergeht, meint unser Redakteur Frank Rothfuß.

Stuttgart - Auf einer Insel zu sein hat seine Vorzüge. Man kann machen, was man will, ohne jemanden zu stören. Man kann tüfteln, ausprobieren, sein Ding machen. Und im besten Falle andere einladen, es einem gleichzutun. Das hat die Kulturinsel gemacht. Und es so gut gemacht, dass die Insel nicht nur ankern soll im neuen Wohngebiet, sondern gar der Anker sein soll. Sie soll ein Neubauviertel beleben, auf dass dort nicht die Schlafstadt-Ödnis einzieht. Eine gute Idee. Dass Subkultur eine Stadt belebt, hat sich ja sogar in Stuttgart herumgesprochen. Aber zu wild darf sie doch nicht sein, die Insel. Da greifen gleich mal die Planer und Bürokraten ein. Leider ist der Garten zu groß, da schnippeln wir das größte Stück ab. Die Halle muss auch weg, da brauchen wir eine Straße. Und zu laut seid ihr auch, künftig müsst ihr leise sein. Oder am besten ganz still. Natürlich, Kompromisse sind vonnöten. Aber eine Kulturinsel, die man ihrer Stärken und ihres Charmes beraubt, die wird untergehen. Und keiner sollte sich wundern, wenn sich die Macher eine neue Insel suchen.

 

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