Auch wenn der Maut-Ausweichverkehr von Lastwagen geringer ausfällt, als zunächst befürchtet: Die Straßen in der Region Stuttgart werden immer voller. Entwarnung gibt es daher keineswegs, meint StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Es ist eine beruhigende Erkenntnis, dass die meisten Lastwagenfahrer trotz der Maut nicht auf die Idee gekommen sind, ihr Ziel über Bundesstraßen oder gar mitten durch Ortschaften anzusteuern. Angesichts des Grundmottos „Zeit ist Geld“ nicht nur im Logistikgewerbe widerspräche dies auch ihren eigenen Interessen. Allerdings: die Frage nach dem Ausweichverkehr durch die Maut führt grundsätzlich auf einen Nebenschauplatz. Denn aus Sicht der Menschen sind zwei andere Fragen viel wichtiger: Hat die Autobahn-maut ökologischere Transportwege gestärkt? Und geht der Güterverkehr auf der Straße langfristig zurück? Beide Antworten sind alles andere als beruhigend.

 

Tatsächlich hat die Lkw-Maut das politische Ziel, mehr Güterverkehr auf Schiene und Wasser zu bringen, verfehlt – wie selbst die Bundesregierung im Januar dieses Jahres in einem Bericht für den Bundestag einräumen musste. Im Jahr 2004 lag danach der Anteil der Straße am Güterverkehr bundesweit bei 69,6 Prozent; bis zum Jahr 2011 ist er sogar geringfügig auf 71,4 Prozent gestiegen. Von wegen also Rückgang.

3000 Mal zum Mond und zurück

Die Wirtschaftskrise 2008 hatte zwar einen beachtlichen Knick beim Lastwagenverkehr zur Folge, doch auf längere Frist zeigt die Tendenz steil nach oben: Im Jahr 2010 sind leichte und schwere Lastwagen in der Region 21 Prozent mehr Kilometer gefahren als 1990. Wir sprechen für 2010 von der astronomischen Zahl von 2,072 Milliarden Kilometern in der Region. Ein Fahrzeug müsste knapp 3000-mal die Strecke von der Erde zum Mond hin- und zurücklegen, um auf diese Kilometerleistung zu kommen. Es ist unvorstellbar.

Insofern ist fast nichts beruhigend, was den Lastwagen- und auch den Autoverkehr in der Region Stuttgart anbetrifft. Städte wie Stuttgart versuchen mit Mobilitätsprogrammen die Autos draußen zu halten, bei überlasteten Strecken ordnen die Behörden manchmal ein Nachtfahrverbot für Lastwagen an. Die Konzepte zeigen aber vor allem, wie hilflos alle sind. In Wirklichkeit führt das Klein-Klein kaum weiter, es braucht den großen Schritt.

Hoffnung auf die Elektromobilität

Und da gibt es Hoffnung. Viele Abgase konnten schon stark eingedämmt werden; so sauber wie heute waren die Motoren noch nie. Für Entwarnung ist es aber viel zu früh. Die Elektromobilität muss möglichst bald die Kehrtwende bringen.