Egal, ob sich der Betrugsverdacht gegen die Chefin der bayerischen Staatskanzlei, Christine Haderthauer, erhärtet oder nicht: Bei der Modellauto-Affäre sind vor allem kranke Menschen in staatlicher Obhut geprellt worden, kommentiert StZ-Redakteur Stefan Geiger.

Stuttgart - Ob das Ehepaar Christine und Hubert Haderthauer Steuern hinterzogen hat, ob es seine Geschäftspartner der Firma Sapor betrogen hat, ob Christine Haderthauer, die Chefin der bayerischen Staatskanzlei, gelogen hat – das werden die Staatsanwälte prüfen und darüber wird ein Gericht entscheiden. Ganz gleich, wie diese Ermittlungen ausgehen werden: Christine Haderthauer ist heute schon in ihrem Amt nicht mehr haltbar.

 

Den eines ist sicher: Die Firma Sapor und damit auch das einst dort mitverantwortliche Ehepaar Haderthauer hat psychisch kranke Menschen ausgebeutet. Unter dem Vorwand einer „Arbeitstherapie“ haben eingesperrte Straftäter zu Hungerlöhnen Modellautos gefertigt, die von Sapor mit astronomischen Gewinnen veräußert worden sind. Hubert Haderthauer hat dabei seine Stellung als Arzt ausgenutzt. Ob das strafbar ist, mögen Gerichte entscheiden; es ist auf jeden Fall zutiefst verwerflich und unmoralisch. Dieser Skandal gründet aber nicht nur auf dem persönlichen Versagen von zwei Menschen. So etwas ist nur möglich, wenn die staatliche Aufsicht in der forensischen Psychiatrie versagt. Die Ausgebeuteten waren den Tätern ausgeliefert und befanden sich in staatlichem Gewahrsam. Sie hätten geschützt werden müssen. Die Strukturen in der Psychiatrie müssen geändert werden.