Die eigentliche Bewährung steht der grün-schwarzen Koalition im Land erst noch bevor, meint der StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Am Ende war es dann doch keine Zitterpartie für Winfried Kretschmann. Die satte Mehrheit der grün-schwarzen Koalition reichte aus, um ihn gleich im ersten Anlauf erneut zum Ministerpräsidenten zu wählen. Bei einem Polster von 17 Stimmen sollte das eigentlich keine Frage sein, aber nach den jüngsten Turbulenzen in der CDU-Fraktion schien es zuletzt nicht mehr sicher. Angesichts der Aufregung um den Denkzettel für den Parteichef Thomas Strobl musste jedem Abgeordneten klar sein, dass persönliche Befindlichkeiten nun hintanzustellen waren. Trotzdem fehlten mindestens sechs Stimmen aus dem Regierungslager. Das zeugt von einem tief sitzenden Unmut, der der Koalition noch Sorgen bereiten könnte.

 

Die erste Etappe ihrer ungewohnten Zusammenarbeit haben Grüne und CDU nun bewältigt. Der Koalitionsvertrag ist unterschrieben, die Minister sind vereidigt – zwei Monate nach der Wahl kann es jetzt losgehen mit dem gemeinsamen Regieren. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, wie gut das bundesweit einmalige Bündnis in der Praxis harmoniert. Im Koalitionsvertrag ist zwar viel geregelt, aber längst nicht alles; über kurz oder lang wird es nicht vorhergesehene Probleme oder Konflikte geben. Man darf gespannt sein, wie Kretschmann, Strobl und ihre Parteien damit umgehen werden.