Die Sicherheitsbehörden im Südwesten hören nicht auf, die Fahndungspannen nach dem Heilbronner Polizistenmord umzudeuten. Dabei wäre Einsicht wichtig für die Zukunft, meint StZ-Autor Rüdiger Bäßler.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Stuttgart - Wir waren vom Jagdfieber gepackt, damals nach dem 25. April 2007, taub und blind gemacht von einer falschen DNA-Spur, die uns in die Irre geführt hat. Es gibt eine Massenpsychologie auch innerhalb der Polizei und der Justiz. Ein Regulativ, das stark genug gewesen wäre, uns den Blick zu öffnen, fehlte. Das tut uns leid.

 

Eine ehrliche Bilanz der baden-württembergischen Sicherheitsbehörden zu den Ermittlungsfehlschlägen um den Kiesewetter-Mord könnte so beginnen. Aber niemand zieht diese Bilanz. Nach der Veröffentlichung des entlarvenden NSU-Abschlussberichts zeigen sich die Justiz und die Landespolizei stattdessen erneut als in sich selbst gefangene Institutionen: gefangen im Eigenbild von Stärke und Unfehlbarkeit. Es gibt aber im schrecklichen Geschichtsabschnitt des NSU-Terrors keine starken Männer, weil es keinen heroischen Kampf gab und keinen Sieg – nur Irrtümer, Tränen und Ratlosigkeit.

Einsichten, gerade Selbsteinsichten, brauchen zuweilen Zeit und Abstand zu den Geschehnissen. Die Sicherheitsorgane sollen diese Zeit haben. Aber einmal muss die Frage doch beantwortet werden: Wie sieht eine Sicherheitsstruktur aus, die bessere Chancen bietet, eine Terrorgruppe wie die NSU aufzuspüren?