Die Bewerber aus dem Protestmilieu könnten den Grünen Fritz Kuhn Stimmen kosten, meint StZ-Redakteur Thomas Braun.

Stuttgart - So langsam nimmt der Wahlkampf um die Nachfolge von OB Wolfgang Schuster Fahrt auf. Nachdem Grüne, CDU und SPD ihre Bewerber in Stellung gebracht haben und die Piratenpartei sich doch entschlossen hat, nicht auch noch den bereits von Freien Wählern und FDP unterstützten CDU-Kandidaten Sebastian Turner zu ihrem Steuermann zu machen, sind nun mit Jens Loewe und Hannes Rockenbauch gleich zwei Kandidaten auf dem Markt, die um die Stimmen aus der Protestbewegung gegen Stuttgart 21 und den vielen Initiativen und Aktionsgruppen außerhalb der Parlamente konkurrieren.

 

Sorgen bereiten muss dies vor allem Fritz Kuhn, der laut einer vom CDU-Bewerber Turner in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage bisher als Favorit für den ersten Wahlgang galt. Kuhn, der sich zuletzt mit Kritik an der Bahn von seinen zahm gewordenen Parteifreunden im Staatsministerium abzugrenzen suchte, könnte der Hauptleidtragende einer Entwicklung sein, die sich aus der Enttäuschung im Protestmilieu über den konformistischen Regierungsstil der Grünen speist. Rockenbauch und Loewe werden ihn im OB-Wahlkampf daran erinnern, dass es seine Partei war, die den Tiefbahnhof erst verhindern, dann dessen Bau nach der Volksabstimmung konstruktiv-kritisch begleiten wollte und die sich nun– wenn auch gelegentlich zähneknirschend – mit Stuttgart 21 arrangiert hat.

Am 7. Oktober könnten Kuhn jene Protestwähler, die sich hinter den Vertretern der reinen Lehre versammeln, die entscheidenden Prozentpunkte kosten, die er braucht, um vor der SPD-Kandidatin Bettina Wilhelm zu liegen und aussichtsreich in den zweiten Wahlgang zu gehen.