Im Ringen um die Ostukraine versucht Kiew, Stärke zu zeigen. Damit riskiert die Übergangsregierung nicht nur ein Blutvergießen, sondern auch eine Eskalation, die letztendlich nur dem russischen Präsidenten Putin nutzt, meint Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Die ersten Toten im Ringen um die Ostukraine sind ein Signal, dass die Situation unbeherrschbar wird. Kiew versucht Stärke zu zeigen, riskiert damit aber nicht nur ein Blutvergießen, sondern auch eine Eskalation. Davon würde vor allem Russlands Präsident Putin profitieren. Auch wenn er eine direkte Einflussnahme auf die prorussischen Akteure bestreitet, kann an seiner Verantwortung kein Zweifel bestehen. Moskau könnte die sehr gut organisierten Unruhestifter stoppen. Stattdessen lässt Putin Fakten schaffen, die nur noch mit massiver Gewalt rückgängig zu machen wären. So hat die Übergangsregierung der Destabilisierung wenig entgegenzusetzen. Das Land droht zu zerfallen.

 

Hinzu kommt: Kiew fehlt auch der nötige internationale Rückhalt. Militärisch hat der Westen keine vernünftigen Optionen, und die zähe Diplomatie bewirkt zu wenig, während die Abspaltungsbestrebungen in der Ostukraine rasant voranschreiten. Auch die Bundesregierung mahnt und warnt, ohne Russland wirklich wehtun zu wollen und ohne damit den eigenen Wirtschaftsinteressen zu schaden. So bleibt dem Westen nur eine Zuschauerrolle. Noch unverständlicher ist die Nachsicht, die hierzulande dem russischen Präsidenten in dieser Krise von vielen entgegengebracht wird. Dies muss Putin als Einladung auffassen, seine Expansionspolitik fortzusetzen.