Die Familienpflegezeit findet nur sehr wenig Zuspruch. Denn Berufstätige, die auch pflegen, brauchen Sicherheit und realitätstaugliche Regeln, meint Barbara Thurner-Fromm.

Stuttgart - Kristina Schröder ist nicht gerade ein Schwergewicht in der Bundesregierung. Ihre politische Bilanz ist sehr mäßig. Als Frauenministerin ist sie ein Totalausfall, und auch als Familienministerin hat sie kaum Zählbares vorzuweisen. Da passt die erfolglose Familienpflegezeit ins Bild. Dabei war die Idee gut, und es gibt sicher Hunderttausende, die froh wären, wenn ihnen ein gangbarer Weg geebnet würde, den Beruf und die Pflege eines Angehörigen unter einen Hut zu bringen.

 

Doch gut gedacht und gut gemacht ist Zweierlei. Schröders Gesetz ist nicht gut gemacht. Dass die Nachfrage noch immer gegen null tendiert, belegt, dass es an der Realität der Betroffenen vorbeigeht.

Wie schon bei der Frauenquote setzt Schröder auch bei der Pflege auf die Freiwilligkeit der Arbeitgeber – zum Nachteil der Pflegewilligen. Sie brauchen, was jungen Eltern selbstverständlich gewährt wird: einen Rechtsanspruch auf die Rückkehr in ihren Job. Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen schrecken vor dem Gesetz aber auch zurück, weil es überreguliert. Ihnen wäre mit wenigen, verlässlichen Rahmenbedingungen, die den unterschiedlichen Erfordernissen von Betrieb und Pflege Raum lassen, mehr gedient. Die Forderung der Ministerin, Geduld mit ihrem Gesetz zu haben, ist deshalb falsch. Sie sollte es überarbeiten.