Die Bischöfe erlauben in katholischen Kliniken die Pille danach für Vergewaltigungsopfer. Sie haben dazu gelernt, meint Michael Trauthig.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Der Fortschritt ist eine Schnecke, aber die katholische Kirche bewegt sich doch – wenn auch nur ein bisschen. Dieser Schluss liegt nahe im Blick auf die Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zur Pille danach für Vergewaltigungsopfer. Die geistlichen Herren billigen nun immerhin einmütig, dass in katholischen Kliniken betroffene Frauen die Präparate bekommen können, die eine Schwangerschaft verhindern. Mittel, die abtreibend wirken, bleiben dagegen tabu. Eine solche Unterscheidung macht offenbar der medizinische Fortschritt möglich. Er bringt so die Bischöfe aus der Zwickmühle, einerseits der Lehre Genüge tun zu müssen, andererseits aber den Frauen helfen zu wollen. Eine Kehrtwende ist das nicht, aber wenigstens eine Anpassung an neue Realitäten.

 

Die Bischöfe möchten so natürlich auch die Kirche aus der Schusslinie nehmen, in die sie geraten war, nachdem zwei Kölner Krankenhäuser eine Frau abgewiesen hatten. Sicher wirkt der Beschluss spitzfindig und lebensfremd angesichts der konkreten Not dieser Verbrechensopfer. Sicher kommt die Einsicht spät. Doch zumindest geht die Entscheidung in die richtige Richtung. Und schließlich haben die Bischöfe sich auch vom Widerspruch aggressiver Lebensschützer den Schneid nicht abkaufen lassen. Das spricht für ihre Souveränität.