Sprachlos in Stuttgart: das Verhältnis der Landespolizei zur Stadt lässt zu wünschen übrig. StZ-Redakteur Jörg Nauke kommentiert die Umzugspläne der Polizei.

Stuttgart - Man kann sich das bildlich vorstellen, wie den Bürgermeistern reihum die Kinnladen herunterklappten, als ihnen ihr Kollege Föll vom Anruf des Polizeipräsidenten berichtete. Da saßen sie also, um den mühsam erarbeiteten Kompromiss bei der Bürorochade einzutüten – nur um dann zu erfahren, dass aller Streit für die Katz war, weil dem Innenminister und seiner Stuttgarter Polizeiführung – getreu dem Motto „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ – eingefallen ist, mit ihrem Innenstadtrevier nun doch aus dem Schwabenzentrum auszuziehen. Zwar erst „mittelfristig“, aber man darf davon ausgehen, dass sich die Verhandlungspartner schon weitgehend einig sind. Dabei hatten die Bürgermeister eine druckfrische Vorlage auf dem Tisch, in der stand, dass die Polizei „aus einsatztaktischen Gründen“ bleibe, wo sie ist.

 

Offenbar ändert der Polizeipräsident Züfle seine Taktik ebenso spontan wie der Bundestrainer Löw zwischen WM-Viertel- und Halbfinale. Dagegen wäre aus organisatorischer Sicht wohl wenig einzuwenden, denn die Räume des größten Reviers in der City sind für Polizisten wie für Bürger eine Zumutung. Die Stadt aber mit diesen Umzugsplänen vor vollendete Tatsachen zu stellen ist ebenso unverfroren wie entlarvend: Die Ignoranz der Landesvertreter gegenüber kommunalen Interessen feiert unter Grün-Rot fröhliche Urständ. Man muss sich deshalb nicht wundern, dass die Polizei durch Zusammenlegung ausgerechnet bei jener Dienststelle versucht zu sparen, die der Stadt helfen könnte, die Armutsprostitution einzudämmen.