Der Anschlag mit einem Seil im Kräherwald in Stuttgart-West, bei dem ein Radfahrer beinahe geköpft wurde, ist schockierend. Was im Kräherwald geschah, ist ein hinterhältiger und brutaler Angriff, meint unsere Redakteurin Christine Bilger.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Das Morddezernat ermittelt: Es ist zu hoffen, dass diese Nachricht ihre Wirkung nicht verfehlt. Nämlich bei demjenigen, der offenbar mitten im Wald ein Seil über einen bei Radfahrern beliebten Pfad gespannt hat. Was hier geschehen ist, ist weder als „Erziehungsmaßnahme“ gegenüber Radfahrern, die sich nicht an die Zwei-Meter-Regel halten, noch als Dummejungenstreich oder sonst irgendwie zu entschuldigen. Denn die Kriminalpolizei geht davon aus, dass beim Fahren gegen das gespannte Seil durchaus jemand hätte lebensgefährlich verletzt werden können. Eine solche Falle in den Wald zu bauen, das kann man mit Fug und Recht als eine kriminelle Tat bezeichnen. Auch dass derlei Eingriffe in den Wald selten sind, macht die Sache nicht besser. Der Mann, der sich offenbar Stunden nach dem Sturz erst ins Krankenhaus schleppte, ist zwar ohne Helm, aber mit Schutzengel unterwegs gewesen – es hätte ihn wesentlich schlimmer erwischen können.

 

Radfahrer haben keine schützende Karosse um sich

Die Ursache für den Konflikt zwischen Radlern und anderen Verkehrsteilnehmern liegt im angespannten Verhältnis der Parteien. Ob auf Straßen oder Waldwegen: wer auf dem Rad sitzt, schimpft über Autofahrer, Fußgänger und Autofahrer über Radfahrer, am Ende jeder über jeden. Natürlich gibt es Radfahrer, die sich wenig um Verkehrsregeln oder die für Waldwege geltenden Gesetze scheren und deren Verhalten Aggressionen und damit in Extremfällen auch Pauschalverurteilungen aller Radfahrer auslösen. Aber sie haben keine schützende Karosse um sich. Deswegen ist eine Tat wie das Seilspannen im Kräherwald hinterhältig und brutal. Mag sein, dass der eine oder ander Radfahrer durch sein Verhalten dem Seilspanner Gründe geliefert hat, zu diesem Mittel zu greifen. Eine Rechtfertigung für so ein Tun ist das aber unter keinen Umständen.