Wohnungsbau und Verkehrspolitik sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Die Region hat recht, wenn sie die beiden Themen zusammen denkt. Aber sie sollte mehr Tempo vorlegen, meint unser Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Nicht von ungefähr haben sich die Regionalräte auf ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause am Mittwoch mit den Themen Wohnungsbau und Verkehr beschäftigt. Beides gehört zusammen: Wer heute an der falschen Stelle Wohnungen baut, schafft die Verkehrsprobleme von morgen. Und wer nicht einen funktionierenden Auto- und Nahverkehr gewährleistet, verhindert eine ausgeglichene Entwicklung in einer polyzentrischen Region. Nur wer beides zusammen denkt, wird zukunftsfähige Lösungen finden.

 

Dabei hat sich der Grundsatz der Region bewährt, wonach größere Wohngebiete möglichst dort angesiedelt werden sollen, wo ein S-Bahn-Anschluss in der Nähe ist. Allzu dogmatisch sollte gerade im Blick auf den gravierenden Mangel an Bauflächen diese Regel aber nicht angewendet werden. In Zeiten einer sich wandelnden Mobilität, die auf die Nutzung und Kombination verschiedener Verkehrsmittel setzt, ist der Bahnhof in der Nähe ein wichtiges, aber er kann nicht das alleinige Kriterium sein.

Die Region muss sich um den ÖPNV kümmern

Doch diese Medaille hat auch eine Rückseite: Wenn die Region die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu Recht in den Vordergrund stellt, muss sie auch dafür sorgen, dass Busse und Bahnen funktionsfähig und attraktiv sind. Doch die ÖPNV-Nutzer werden gepiesackt: Verspätungen und Ausfälle der S-Bahn, Umleitungen bei der Stadtbahn, volle Busse, jährliche Preiserhöhungen und unübersichtliche Zonen. Auf eine wirkliche Offensive für den Nahverkehr, die die Regionalräte am Mittwoch versprachen, wartet man schon lange.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die politischen Möglichkeiten der Region gering sind. Finanzielle Anreize für wohnbaufreundliche Kommunen aus dem Landschaftsparkfonds sind ein Nasenwasser, im regionalen Verkehrsmanagement werden „Auftaktgespräche“ in Aussicht gestellt. Von wirklichen Lösungen ist man also noch weit entfernt. Mehr Tempo ist nötig.