Die Formel 1 hat sich viel Zeit genommen, um den Großen Preis von Australien abzusagen. Viele in der Hochgeschwindigkeitsbranche haben Verantwortungsgefühl vermissen lassen, findet unser Sportredakteur Jürgen Kemmner.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Es hat ziemlich lange gedauert für eine Branche, in der Geschwindigkeit das Nonplusultra darstellt. Nach einer Albtraum-Nacht mit ständigem Hin und Her haben sich die Formel-1-Verantwortlichen dazu durchgerungen, den Großen Preis von Australien zwei Stunden vor Beginn des ersten Freien Trainings wegen der Corona-Krise abzusagen. Die Entscheidung musste über viele Stunden reifen, weil es letztlich ums Geld ging. Worum auch sonst? Es wurde geschachert, wer welche Einnahmenausfälle und welche entstandenen Kosten bezahlen müsse – das ist freilich nachvollziehbar, doch wenn sich mehr als die halbe Welt wegen der Corona-Pandemie verständlicherweise in ihr Schneckenhaus zurückzieht, wenn andere große Sportarten längst eine Saisonpause verfügt haben, da kommt man unweigerlich zur Frage: In welcher Welt leben die Formel-1-Bosse? Sind sie sich tatsächlich ihrer globalen Verantwortung für die Teammitglieder der Rennställe und der gut 80 000 erwarteten Zuschauer bewusst? Man muss zur Überzeugung gelangen: eigentlich nur bedingt.