Läuft alles gut in den Sozialkassen? Nein. Bei der Rente mit 63 droht eine Kostenexplosion, kommentiert StZ-Redakteur Roland Pichler.

Stuttgart - Selten zuvor hat sich die Rentenversicherung in einer derart robusten Verfassung gezeigt. Weil Löhne und Gehälter kräftig steigen und die Zahl der Beschäftigten nach der Regierungsprognose sogar noch zunehmen wird, schwimmt die Rentenkasse im Geld. Obwohl die große Koalition mit der Mütterrente und der Rente mit 63 die Leistungen stark ausweitete, ist davon im Zahlenwerk der Sozialversicherung noch wenig zu spüren. Kaum jemand hatte vor Jahresfrist zu hoffen gewagt, dass trotz gewaltiger Mehrausgaben Spielraum für eine leichte Beitragssenkung im nächsten Jahr bleibt. Die Regierung zeigt sich angesichts der glänzenden Zahlen tiefenentspannt.

 

Doch der Schein trügt. Die finanziellen Polster sind zwar beträchtlich, aber die ausufernden Kosten bei der Rente mit 63 zeigen die Risiken. Dass die Nachfrage nach der Rente mit 63 in den ersten Monaten nach ihrer Einführung größer ist als erwartet, hat nicht nur finanzielle Folgen. Auch beschäftigungspolitisch ist dies – Stichwort Fachkräftemangel – alles andere als ein gutes Signal. Die Beitragszahler, also die Beschäftigten und die Arbeitgeber, müssen die Zeche bezahlen. Spätestens in der nächsten Wahlperiode ist es mit dem Zwischenhoch vorbei, und die Beiträge werden rasant steigen. Vorausschauende Politik sieht anders aus.