Gegen die Misere hilft nur noch ein neuer und stabiler Fahrplan, damit die Fahrgäste wieder das Vertrauen ins System S-Bahn zurückgewinnen, meint StZ-Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - Die Diagnose des S-Bahn-Kritikers Lieb ist richtig: Das Rückgrat des Nahverkehrs in der Region leidet seit längerem unter ständigen Störungen. Verspätungen gehören inzwischen fast zum Alltag, tausende Pendler kommen zu spät zur Arbeit, weil bereits Abweichungen von wenigen Minuten das gesamte Verbundsystem aus dem Takt bringen und Anschlüsse nicht mehr erreicht werden. Spätestens seit dem vorläufigen Aus für den neuen Pannenzug ET 430, der eigentlich eine neue S-Bahn-Ära mit „mehr Komfort auf allen Linien“ einleiten sollte, ist klar: Die S-Bahn steckt in tiefen Problemen.

 

Um das für die Region so wichtige Nahverkehrssystem wieder ordentlich ins Rollen zu bringen, genügt es nicht, auf schneller schließende Türen und funktionierende Schiebetritte zu hoffen oder auf sehr stark frequentierten Stationen einige Bahnmitarbeiter einzusetzen. Lieb verlangt zu Recht ein stabiles Fundament aus neuen Fahrplänen, die größere zeitliche Spielräume bieten. Dazu müssen die zu engen Zeitpuffer beim Umsteigen mindestens verdoppelt werden. Auch weitere teure Verbesserungen, etwa ein elektronischer Lotse für die Stammstrecke, müssen jetzt diskutiert, angepackt und verwirklicht werden. Denn die Misere hat deutlich aufgezeigt, dass pünktlich fahrende S-Bahnen für die Alltagsmobilität in der Wirtschaftsregion Stuttgart unverzichtbar sind.