Das Neckartor ist noch immer der Bereich mit der bundesweit höchsten Feinstaubbelastung. Geringere Werte gibt es kurzfristig nur durch weniger Fahrten. Das hat seinen Preis, meint StZ-Redakteur Thomas Durchdenwald

Stuttgart - Vor einigen Jahren war es für manche Zeitgenossen einfach. Die massiven Feinstaubbelastungen am Neckartor lasteten sie der Untätigkeit einer von einem CDU-OB geführten Stadt und eines Regierungspräsidiums an, die dem Wohl der Autofahrer Vorfahrt gaben vor dem der Umwelt und der Anwohner.

 

Manches an diesen Vorwürfen war nicht falsch. Doch manchmal überholt die Realität parteipolitische Schuldzuweisungen. Und so müssen nun ein grüner Oberbürgermeister und ein grüner Landesverkehrsminister erklären, warum das Neckartor noch immer der Bereich mit der bundesweit höchsten Feinstaubbelastung ist. Und sie sind nun rechtlich gezwungen, die gesetzeswidrige Lage zu bekämpfen und die Gesundheitsgefährdung, die zweifelsfrei von den hohen Werten ausgeht, zu verringern. Da mag sich manch einer, der ein parteipolitisches Süppchen kocht, klammheimlich freuen.

Wer an der Sache interessiert ist, muss feststellen, dass ein Umsteuern politischen Willen und einen langen Atem benötigt – ersteren hat Fritz Kuhn, das Zweite wird er noch beweisen müssen. Probleme wie die zu hohe Feinstaubbelastung tauchen nicht urplötzlich auf, selbst wenn das medial manchmal so erscheint. Sie kündigen sich lange an, ohne dass die Botschaft zur Kenntnis genommen würde. Insofern dauert auch die Lösung seine Zeit – und zwar unabhängig vom Parteibuch.

Die Umweltbelastung durch den Autoverkehr lässt sich wohl nur verringern, wenn die Zahl der Fahrten gesenkt und damit die Gewohnheiten der Autofahrer verändert werden. Trotz aller immens teuren Anstrengungen, Bahnen, Busse und Rad attraktiver zu machen, trotz des Fortschritts bis hin zum Elektroantrieb wird dies in den nächsten Jahren ohne Tempolimits und weniger Parkplätze nicht gelingen. Auch das hat seinen Preis. Im Fall des neuen Einkaufszentrums Milaneo war die Stadt beispielsweise nicht bereit, ihn zu bezahlen, und hat neue Parkplätze in großer Zahl zugelassen. Deshalb und wegen der S-21-Baustellen werden die Probleme am Neckartor und damit der Aufwand, die Werte zu verringern, eher größer. Wer anderes sagt, lügt sich und den Bürgern in die Tasche.