Nur fünf Medien sind in Deutschland auf die gefakte Schokoladenstudie hereingefallen, die „Arte“ in Auftrag gegeben hat. Damit hat die journalistische Qualitätskontrolle gar nicht so schlecht funktioniert, kommentiert Alexander Mäder. Zudem sollten Kollegen einander nicht vorführen.

Stuttgart - Dass ein Fachjournal einen Artikel akzeptiert, ohne ihn wirklich zu prüfen, ist nicht neu. Forscher kennen diese Journale, eine Veröffentlichung dort ist in der Wissenschaft nichts wert. Vor knapp 20 Jahren hat es der Physiker Alan Sokal zum Beispiel mit einem absurden Artikel in das Journal „Social Text“ geschafft, obwohl er den postmodernen Jargon der Sozialwissenschaften bloß parodiert hatte.

 

Die Studie, die der Journalist John Bohannon und zwei Arte-Redakteure nun in der Zeitschrift „International Archives of Medicine“ veröffentlicht haben, zielt daher auch nicht auf die Wissenschaft, sondern auf den Journalismus. Die Angaben in der Studie seien alle korrekt, versichern die Autoren, die Schlussfolgerungen seien aber nicht belastbar. Das hätten die Journalisten merken müssen. Als Journalist dürfe man sich nicht auf die steilen Thesen der dazugehörigen Pressemitteilung verlassen, sondern müsse einen kritischen Blick in die Studie werfen. Schließlich sei nicht alles, was aus der Wissenschaft kommt, über jeden Zweifel erhaben.

Das ist richtig. Und im Grunde hat die journalistische Qualitätskontrolle gar nicht so schlecht funktioniert, denn in Deutschland sind nur fünf Medien auf die Witzstudie hereingefallen. Und trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack: War diese Aktion wirklich nötig?

Gerade unter Wissenschaftsjournalisten ist die Qualitätskontrolle ein wichtiges Thema. Berufsverbände und Stiftungen bieten Fortbildungen an, die auch genutzt werden. Denn wenn die Wissenschaft der Gesellschaft verlässliche Erkenntnisse bieten soll, dann braucht es auch Journalisten, die gute von schlechten Expertisen unterscheiden können. Aber wenn ein Journalist seine Kollegen täuscht, nur um zu zeigen, dass sie sich täuschen lassen, könnte der Eindruck hängenbleiben, dass Journalisten bei wissenschaftlichen Studien leichtgläubig sind. Wissenschaftsjournalisten werden eine Weile kämpfen müssen, um das Vertrauen wieder zurückzugewinnen.

Siehe auch Artikel „Diese Diätstudien sind einfach ungenießbar