Die Schufa hatte nach den massiven Protesten keine andere Wahl, als von ihren Forschungsplänen abzusehen, meint StZ-Redakteur Alexander Günzler.

Stuttgart - Irgendwie scheint man es bei der Schufa selbst geahnt zu haben, auf welch dünnes Eis sich die Auskunftei begibt mit ihrem Forschungsauftrag, ob und wie sie künftig auch Daten aus sozialen Netzwerken in ihre Bonitätsüberprüfungen einfließen lassen kann. Das Projekt habe eine Debatte über den Umgang mit frei verfügbaren Daten angestoßen, die die Schufa erst mit Vorlage der Forschungsergebnisse erwartet hätte, teilte die Auskunftei am Freitag nach dem Projekt-Aus mit.

 

Dieser eine Satz sagt schon viel aus. Die Wiesbadener hatten wohl gehofft, das Projekt irgendwie unbemerkt und in aller Ruhe über die Bühne zu bringen und die Ergebnisse danach – in welcher Form auch immer – für sich verwerten zu können. Diese Taktik ist kläglich gescheitert, und der daraufhin erwartbare öffentliche Proteststurm ließ den Beteiligten letztlich überhaupt keine andere Wahl mehr, als kräftig zurückzurudern und die Pläne über den Haufen zu werfen. Was bleibt ist in erster Linie ein beträchtlicher Imageschaden für die seit Jahren um eine bessere Reputation kämpfende Auskunftei.

Facebook ist der falsche Rahmen

Dabei ist die Idee an sich, in einer zusehends digitalisierten Welt im Internet – wohlgemerkt öffentlich – verfügbare Daten für eigene Geschäftszwecke nutzen zu wollen, natürlich nicht abwegig. Für Facebook ist dies schließlich die grundlegende Geschäftsidee. Ob soziale Netzwerke jenseits aller datenschutzrechtlichen Bedenken allerdings den richtigen Rahmen bieten für eine Überprüfung der Kreditwürdigkeit einzelner Nutzer ist mehr als fraglich. Denn die Schufa braucht für ihre rund 7000 Vertragspartner handfeste Informationen, valide Daten also. Facebook – und Twitter noch viel weniger – liefern diese aber nicht, da viele Nutzerprofile nicht klar zuzuordnen sind.

Für Unternehmen, die etwa auf Facebook zielgerichtet werben wollen, ist dies kein großes Problem – sie erreichen den Nutzer mit seinen spezifischen Vorlieben, egal ob sein Nutzername, seine Adresse oder das ein oder andere angegebene Hobby mit der Realität übereinstimmen. Die Schufa kann sich solche Unschärfen nicht leisten. Von ihren Auskünften hängen schließlich schwerwiegende Entscheidungen ab.