Der Stuttgarter Gemeinderat steckt Millionen in den Ausbau der Ganztagsschulen – und lässt nicht, wie von der CDU gefordert, dauerhaft Parallelstrukturen wie Schülerhäuser, Kernzeit und Horte zu. Gut so, findet StZ-Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Um die Ausgestaltung der künftigen Ganztagsgrundschule ist heftig gerungen worden. Das ist kein Wunder. Und es war gut so. Denn es geht dabei um eine weitreichende Systemumstellung. Die Verzahnung von Unterricht und außerunterrichtlichen Bildungsangeboten im rhythmischen Wechsel ist ein anspruchsvolles Vorhaben – nicht nur pädagogisch, sondern auch logistisch. Denn es erfordert eine gute Kooperation von Schule und Betreuungsträger und muss durchdacht sein.

 

Zugleich ermöglicht die Bündelung der Betreuung in den Schulgebäuden auch, den eklatanten Mangel an Betreuungsplätzen für Schulkinder zu beseitigen – für viele berufstätige Eltern ein existenzielles Problem. Hinzu kommt, dass das Konzept auch denjenigen Kindern musische, künstlerische oder sportliche Anregungen bietet, die sonst damit kaum in Berührung kommen würden. Wohl auch aus diesem Grund sind die Grünen wieder von ihrem Vorschlag abgerückt, die verpflichtende Ganztagsschule auf drei Nachmittage zu reduzieren. Natürlich wird es für einige Familien eine Umstellung sein, insbesondere für diejenigen, die gerade die individuellen Angebote und Mitgestaltungsmöglichkeiten der Eltern-Kind-Gruppen schätzen. Allerdings betrifft dies nur rund 200 Plätze.

Es war richtig, sich für die Beratung des Rahmenkonzepts deutlich mehr Zeit zu nehmen als ursprünglich geplant. Allerdings war erstaunlich, dass etwa über die Beteiligung des Jugendamts mit seinem Hortpersonal am Ganztagskonzept lange gestritten worden war, obwohl die Mehrheiten sich früh abgezeichnet hatten.

Und der Vorstoß der CDU zur dauerhaften Erhaltung von wahlweise Schülerhäusern, Kernzeit und Horten neben der Ganztagsschule? Purer Populismus. Wäre er ernst gemeint, hätte die CDU ihn früher einbringen müssen: nämlich bereits 2011, anstatt damals dem Grundsatzbeschluss zuzustimmen. So brüskierten die Christdemokraten mit ihrem nicht abgestimmten Vorstoß nicht nur die Bürgermeister, sondern auch die Kollegen aus den anderen Fraktionen. Oder war es nur eine wohlfeile Anbiederung an die Elternschaft?