Die SPD in Thüringen entscheidet sich mit großer Mehrheit für Rot-Rot-Grün, um endlich aus dem Schatten der CDU zu treten. Es wird ihr nicht viel nützen, kommentiert StZ-Politikchef Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Bodo Ramelow hat eine weitere wichtige Hürde auf seinem Weg genommen, erster Ministerpräsident der Linkspartei zu werden. Das Votum der thüringischen SPD für die Aufnahme rot-rot-grüner Koalitionsgespräche ist mit rund siebzig Prozent eindeutig. Weder die Intervention des Bundespräsidenten Joachim Gauck noch die Mahnungen ehemaliger SED-Opfer haben die Mehrheit der Sozialdemokraten davon abgebracht, der SED-Nachfolgepartei bei der Eroberung des Chefsessels in der Erfurter Staatskanzlei behilflich sein zu wollen. Die Frage, wie viel altkommunistisches Gedankengut noch in der Linkspartei steckt, war den allermeisten SPD-Genossen weniger wichtiger als die Hoffnung auf ein Ende der 24-jährigen CDU-Regentschaft in Thüringen.

 

An der Seite der Union war die SPD immer weiter geschrumpft. So ist ihre Sehnsucht verständlich, etwas Neues ausprobieren zu wollen. Die inhaltlichen Schnittmengen mit Linkspartei und Grünen dürften auch größer sein als mit der CDU. Aber das strategische Dilemma der SPD wird in einer rot-rot-grünen Koalition nicht kleiner, sondern sogar größer. Sie bleibt Juniorpartner – und sie wird dazu noch eingeklemmt durch zwei andere Parteien. So haben die Sozialdemokraten zwar die Hoffnung gewählt. Aber es ist sehr gut möglich, dass diese bitter enttäuscht wird.