Jetzt hat sich der CDU-Landeschef erklärt: Auch er will Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2016 werden. Die Parteibasis hat nun die Wahl – mindestens – zwischen Strobl und dem Landtagspräsidenten Guido Wolf, meint StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Nein, eine Überraschung ist es wirklich nicht mehr. Seit der CDU-Klausur zu Jahresbeginn war klar, dass Thomas Strobl Spitzenkandidat bei der nächsten Landtagswahl werden will. Offiziell schwieg der Landeschef freilich fünf Monate lang zu seinen Ambitionen, um die Partei nicht im Wahlkampf mit einer Personaldebatte zu belasten. Selbst als der Landtagspräsident Guido Wolf mit seiner Kandidatur vorpreschte, hielt er still. Nun, da die Kommunal- und Europawahl erfolgreich bestanden sind, kann sich Strobl endlich aus der Deckung wagen: Nebst Wolf will also auch er im Jahr 2016 den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann herausfordern – und Baden-Württemberg wieder zum CDU-regierten Land machen.

 

Die Mitglieder dürfen nun entscheiden, wem sie eher zutrauen, die Macht im Südwesten zurückzuerobern. Sie haben die Wahl zwischen zwei Aspiranten, die sich deutlich unterscheiden: hier der Bundespolitiker Strobl, der eher für einen konventionellen, oft polarisierenden Politikstil steht, dort der Chefabgeordnete Wolf, dem mehr das Präsidiale liegt. Wer von beiden ist die zugkräftigere Alternative zum grünen Landesvater, der ebenfalls präsidial agiert? Es dürfte der CDU-Basis nicht ganz leicht fallen, das zu entscheiden. Eine Hilfe könnten freilich die Einschätzungen aus dem grün-roten Lager geben: dort gilt Wolf tendenziell als der gefährlichere Gegner, eben weil er – wie Kretschmann – nicht dem klassischen Politikerbild entspricht.