Als Regierungsmitglied müsste Gisela Erler ihre Worte wägen. Ihr Facebook-Eintrag zum Tod des Polizeichefs Züfle zeugt erneut von mangelnder Professionalität, kommentiert StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Eigentlich gibt es inzwischen genügend warnende Beispiele von Politikern, die in die Facebook-Falle getappt sind. Umso unverständlicher sind die Äußerungen, mit denen die Grünen-Staatsrätin Gisela Erler in dem Online-Netzwerk (und zunehmend darüber hinaus) einen Proteststurm entfacht hat. Den tragischen Unfalltod des Stuttgarter Polizeipräsidenten zum Anlass zu nehmen, um sich selbst und der eigenen Regierung auf die Schulter zu klopfen – das hätte sich mit ein bisschen Nachdenken von selbst verboten. Es zeugt von Egozentrik und Eitelkeit, wo Mitgefühl und das Zurücknehmen der eigenen Person angebracht gewesen wären.

 

Erler ist auf Facebook zudem nicht privat unterwegs, sondern als Mitglied der Landesregierung. Als solches müssen sie und ihr Stab dreimal überlegen, wie sie sich öffentlich äußert. Ein schriftliches Statement hat da noch einmal eine andere Qualität als etwas unbedacht Dahergesagtes. Nach zwei Jahren darf man auch von einer ehrenamtlichen Staatsrätin ein gewisses Maß an Professionalität erwarten. Erler ist es nicht zum ersten Mal – man denke nur an den missglückten Filderdialog – schuldig geblieben. Viel mehr darf sie sich nicht mehr leisten, wenn sie für den Ministerpräsidenten nicht zur Last werden will. Das sollte ihr auch Winfried Kretschmann unmissverständlich klarmachen.