Die Einigung zwischen OB Werner Spec und Landrat Rainer Haas bei der Stadtbahn in Ludwigsburg ist auch dem Einsatz von Stadt- und Kreisräten zu verdanken – so Redakteur Rafael Binkowski in seiner Analyse.

Ludwigsburg - Neujahrswunder nennen manche das, was gleich zu Beginn des kommunalpolitischen Jahres geschehen ist: Der Landrat Rainer Haas und OB Werner Spec beenden ihre Fehde über Stadtbahn und Schnellbusse, wollen bei beiden Projekten zusammenarbeiten und sogar – man höre – Vertrauen aufbauen.

 

Aus heiterem Himmel ist diese Wunder allerdings nicht über Ludwigsburg hereingebrochen. Im Ludwigsburger Stadtrat haben die Fraktionen gehörig Druck aufgebaut. Ausgerechnet der eher als Stadtbahn-Skeptiker bekannte Freie-Wähler-Häuptling Reinhardt Weiss hat dabei eine tragende Rolle übernommen. Eine so dramatische Sitzung wie am 29. November sollte nicht noch einmal vorkommen, da waren sich alle einig. Damals hatten der OB, ein Dezernent des Landratsamtes und die Stadträte sich so lange über Protokolle, Zitate und Details gestritten, dass viele am Ende über sich selbst erschraken.

Stadtbahn und Schnellbusse können endlich geplant werden

Nun haben sich alle zusammen getan: Stadträte, Kreisräte, die Fachebenen im Rathaus und im Landratsamt, um einen Kompromiss fast zu erzwingen. Die gefundene Lösung lässt alle Seiten das Gesicht wahren: Der Landrat Rainer Haas könnte als derjenige in die Geschichte eingehen, der die Stadtbahn nach 20 Jahren in den Kreis geholt hat. Der OB Werner Spec könnte in nicht allzu ferner Zukunft den ersten elektrisch betriebenen BRT-Schnellbus Deutschlands verkünden.

Viel wichtiger für die Bürger und Pendler aber ist, dass jetzt endlich die Fachleute planen können. Denn es sind noch viele knifflige Fragen zu lösen. Am Ludwigsburger Bahnhof ist es derart eng, dass die Stadt dringend auf eine Böschung am Bahndamm angewiesen ist. Dort will aber eine Immobilienfirma ein Parkdeck bauen. Spannend ist auch, ob der Bahnkonzern der Stadtbahn von 2030 an die Erlaubnis gibt, auf ihren Gleisen bis Wüstenrot zu fahren. Bei Lichte betrachtet ist das mit der Stuttgarter SSB inkompatible Ludwigsburger-Stadtbahnnetz eine sehr kleine Insel im Ozean des regionalen Nahverkehrs. Daher ist eine Erweiterung bis nach Schwieberdingen zu Bosch dringend geboten.

Noch viele Fragen sind ungeklärt

Aber auch beim BRT ist noch vieles offen: Soll dieser tatsächlich auf Busspuren durch die Wilhelmstraße und über den Arsenalplatz fahren? Gibt es über die Route nach Remseck hinaus weitere Schnellbusse? Wenn nicht, wird das Prestigeprojekt nicht viel mehr als ein besserer Stadtbus für Ludwigsburg mit elektrischen Wagen.

Am wichtigsten ist aber, dass sich die Projektpartner gegenseitig vertrauen. Bei den vielen ungeklärten Planungsfragen ist es nur eine Frage der Zeit, bis neue Meinungsverschiedenheiten aufkommen. Diese dürfen aber nicht wieder derart auf einer persönlichen Ebene eskalieren. Auch deswegen werden die ehrenamtlichen Stadt- und Kreisräte weiter ein wachsames Auge auf die Entwicklung werfen müssen.