Die deutschen Textilhersteller könnten für bessere Arbeitsbedingungen in den Ländern ihrer Zulieferer sorgen, doch es ist ihnen zu teuer – kommentiert unser Autor Thomas Thieme.

Stuttgart - Abducken, wegdrehen und auf die anderen zeigen sind bewährte Verhaltenmuster von Bekleidungskonzernen, die sich zu ihrer Verantwortung für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in den Zulieferländern bekennen sollen. Das Textilbündnis der Bundesregierung ist ein Paradebeispiel dafür: Mit wenigen Ausnahmen beteiligen sich nur Verbände und Organisationen, die bereits in diesem Feld engagiert sind. Zwar bemühen sich auch die Unternehmen. Ein Beispiel ist das Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit von Fabriken in Bangladesch. Glaubhaft belegen, dass er seine Investitionen dafür aufstockt und nicht an anderer Stelle spart, kann jedoch keiner der Hersteller. Getan wird nur, was getan werden muss.

 

Als ob es nicht schon traurig genug wäre, dass die Wirtschaft dem Bündnis für faire Produktion fernbleibt. In letzter Minute zog sich auch Greenpeace zurück. Dabei wissen die Umweltschützer, wie man Großkonzerne weichkocht: In ihrer Detox-Kampagne haben sich Firmen wie Adidas, Nike, H&M und Zara verpflichtet, bis 2020 auf gefährliche Chemikalien zu verzichten. Auf Müllers Bündnis verzichtet Greenpeace schon heute. Der streitbare Minister muss sich nun überlegen, wie er die Verweigerungshaltung der Unternehmen aufbrechen kann. Die Unterstützung der Konsumenten hat seine Initiative verdient.