Die Reformer in der Ukraine sind enttäuscht. Ein grundlegender Politikwechsel ist vom neuen Regierungschef Wladimir Groisman ihm nicht zu erwarten, kommentiert unser Politik-Redakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Petro Poroschenko hat nun keine Ausreden mehr. Der neue Regierungschef Wladimir Groisman ist ein enger Gefolgsmann des ukrainischen Präsidenten und dessen Wunschkandidat auf dem Posten. Auf dieser Basis kann der Staatschef die immer wieder versprochenen Reformen angehen, die das Land stabilisieren und wirtschaftlich in die Wachstumszone bringen sollen. Ständig hat Poroschenko die fehlenden Fortschritte zuletzt auf den zurückgetretenen Premier Arseni Jazenjuk und den Krieg im Osten des Landes geschoben. Gleichzeitig wurde aber immer deutlicher, dass der Präsident damit nur die eigene Reformunwilligkeit zu vertuschen versucht.

 

Allein wegen der großen Nähe zu seinem Ziehvater Poroschenko ist es unwahrscheinlich, dass Wladimir Groisman in der Ukraine einen fulminanten Politikwechsel einleiten wird. Der 38-Jährige hat sich in seiner erst kurzen politischen Karriere als pragmatischer Macher einen Namen gemacht, als Kämpfer gegen grassierende Korruption ist allerdings nicht aufgefallen. Wieso sollte er das System umbauen, das ihn groß gemacht hat und nun ernährt? Zumindest bei Bildung der neuen Regierung soll alles abgelaufen sein wie in der Vergangenheit. Nicht das Wort der Politiker, sondern der Segen der einflussreichen Oligarchen sei am Ende entscheidend gewesen.