Der Präsident der Ukraine und seine Partei sind die klaren Sieger der Parlamentswahlen. Aber Wolodymyr Selenskyj könnte noch über seine eigene Partei stolpern. Denn die ist ausgesprochen heterogen.

Korrespondenten: Inna Hartwich

Kiew - Präsident Wolodymyr Selenskyj hat es geschafft. Er hat mit seinen „normalen, frischen Gesichtern“ im Handumdrehen die Mehrheit im Parlament in Kiew erobert, so viele Stimmen wie in all den Jahren, seit die Ukraine ein unabhängiges Land geworden ist, keine Partei im Parlament auf sich vereinen konnte. Die „Diener des Volkes“ sind eigentlich eher ein Polit-Projekt als eine Partei. Gleichwohl hat die Bewegung von Selenskyj – kaum ist sie gegründet worden – mit ihren fast 44 Prozent den Weg zu einem Umbruch in der Ukraine eröffnet.

 

Es wird ein Austausch der alten Eliten stattfinden. Nach der Wahl eines „anderen“ Präsidenten soll nun ein „anderes“ Parlament die Ukraine vom „Schmutz“ befreien, wie so manche im Land sagen: von der Korruption, der Armut, der Oligarchie.

Die Wähler haben ihrem Präsidenten den Rücken gestärkt. Zusammen mit einem Koalitionspartner muss der nun aber auch liefern. Es ist ein klarer Triumph mit Risiken. Nicht nur, weil die offen prorussische Oppositionsplattform zur zweitstärksten Kraft aufgerückt ist.

Die größere Gefahr für den obersten „Volksdiener“ der Ukraine besteht vielmehr in seiner eigenen Partei. Da die Mitglieder allesamt Polit-Neulinge sind, die sich teils mit widersprüchlichen Positionen bei den „Dienern des Volkes“ zusammenfanden, könnte sich allzu schnell eine Opposition innerhalb dieser diversen Gruppe bilden und so ebenfalls Gesetzesprojekte blockieren.