Die Ukraine hat gewählt – allerdings unter nicht ganz sauberen Bedingungen. Der Westen muss dem Land helfen, auf den demokratischen Weg zurück zu finden, kommentiert StZ-Redakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Es ist immer dasselbe Ritual. Am Tag nach einer Wahl in der Ukraine kritisieren westliche Wahlbeobachter den Ablauf der Abstimmung. Ihre Analyse ist fast jedes Mal identisch: die Wahlen sind weitgehend frei, aber der Staat mischt beim Wahlkampf kräftig mit, die Parteien bekommen ihr Geld aus zweifelhaften Kanälen, und die Medien sind alles andere als unabhängig in ihrer Berichterstattung. Für ein Land, das einst in der ganzen Welt euphorisch als demokratisches Vorbild gefeiert wurde, ist das eine Bankrotterklärung.

 

Schuld an dieser Entwicklung hat auch der Westen. Zu lange wurden Julia Timoschenko und Viktor Juschtschenko, die Ikonen der Orange Revolution, hofiert. Beide Augen wurden zugedrückt, während sie das Land über viele Jahre mit ihrem persönlichen Machtkampf in Richtung Abgrund trieben und die Demokratie dabei massiv beschädigten. In der Ukraine steht also auch der Westen vor einem Scherbenhaufen, und er muss nun alles tun, um das Land nicht zu verlieren. Notwendig dafür ist eine realistische europäische Perspektive. Die demokratischen Kräfte müssen unterstützt werden, um ein Gegengewicht zu dem autoritär regierenden Präsidenten Viktor Janukowitsch aufzubauen. Das kann gelingen, denn das Volk hat den Glauben an die Demokratie noch nicht ganz verloren. Auch das ist ein Ergebnis der Wahl.