Die Stadt kann die Villa Berg erwerben, damit ist der gordische Knoten durchschlagen. Jetzt braucht es eine gute Nutzung für die Immobilie, meint der StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Man soll ja immer nach vorne blicken, und das muss man jetzt auch bei der Villa Berg tun. Aber einige Sätze und Blicke in Richtung Vergangenheit müssen an dieser Stelle einfach sein, zu unglaublich waren manche Volten und Wendungen. Es ist ein eigentlich ein Skandal, dass dieses einstige Königsschloss zehn Jahre lang verfiel und niemand dem Einhalt gebot – die Grundmauern wurden feucht, die feinziselierten Fassaden bröckelten, der Parkettboden wölbte sich auf.

 

Dabei wäre dies bei einigem guten Willen zu verhindern gewesen. Doch zwei Investoren scheiterten. Und als die Stadt die Reißleine zog und Verantwortung übernahm, stieß sie auf den dritten Investor namens PDI, der sich quer stellte, nachdem seine Pläne abgelehnt wurden. Es ist das gute Recht von PDI-Chef Mathias Düsterdick gewesen, seinen Besitz zu seinem Vorteil zu vermarkten. Aber wie er zwei Jahre lang demokratische Beschlüsse ignorierte, hoch pokerte und dabei die denkmalgeschützte Villa Berg weiter verfallen ließ, das war schon schwer erträglich.

Vor allem aber zeigt das Beispiel Villa Berg, dass private Investoren eben nicht grundsätzlich der öffentlichen Hand vorzuziehen sind. In drei Anläufen ist es ihnen nicht gelungen, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, das Interessen von Investor und Gemeinwohl unter einen Hut bringt.

Vorbei. Jetzt muss alle Aufmerksamkeit darauf gerichtet werden, die Villa – und auch den Park – qualitätvoll zu sanieren und eine attraktive und intelligente Nutzung zu erreichen. Das bedeutet vor allem, auf ein Konzept zu setzen, bei dem möglichst viele Menschen die außerordentlich schöne Villa genießen können. Das schließt Nischenthemen aus. Und auf dem Weg dorthin wird es weitere hohe Hürden geben – so schränkt der denkmalgeschützte Sendesaal die Möglichkeiten ein, und auch die Kosten werden sicherlich bald ein leidiges Thema werden. Aber dennoch: es ist gut, dass die Stadt endlich die Hand auf der Villa hat. Das ist das Entscheidende.