Kommentar zur Windkraft Der Preis ist hoch

Mehr als 400 Windräder in der Region – das sind viel zu viele, meint StZ-Redakteur Thomas Faltin. Mit einem Viertel davon ist die Energiewende dennoch gut zu schaffen.
Stuttgart - Ehrlich gesagt: die Zahl ist schockierend hoch. Kann und will man sich das wirklich vorstellen, dass bis zu 500 Windräder, jedes höher als der höchste Kirchturm der Welt, allein zwischen dem Stromberg und der Schwäbischen Alb in den Himmel ragen? Es wäre dann vermutlich so, dass man von beinahe jedem beliebigem Punkt in der Region Stuttgart die Rotoren einer Anlage erblicken könnte.
So wird es nicht kommen; am Ende des langen Verfahrens werden viele der jetzt genannten 96 Standorte wieder herausfallen, weil Flugzeuge und Fledermäuse sich durchsetzen. Dennoch darf man sich schon fragen, ob der Regionalverband in seiner ersten Präsentation tatsächlich die maximale Fläche ausweisen musste, die theoretisch denkbar ist. Das weckt Begehrlichkeiten bei Gemeinden und Investoren, und sowieso werden die Konflikte mit den Bürgern groß genug werden – dabei würden etwa 110 Windräder ausreichen, um selbst die hochgesteckten Ziele des Landes auch in der Region zu erfüllen.
Man kann die Natur durch die Windkraftanlagen schützen
Sowieso wäre es eine Debatte wert, ob die Region Stuttgart, mit ihrer dichten Besiedelung und mit ihrer hohen Zahl von Industrieanlagen, aber mit einer vergleichsweise geringen Windstärke – dieselbe Last tragen muss wie ländlichere Gebiete. Wenn man dies verneinte, käme die Region sogar mit weniger als 100 neuen Anlagen aus.
Der Regionalverband hat einerseits verantwortungsvoll gehandelt, indem er eigene Kriterien für den Landschaftsschutz entwickelt und einen umfangreichen Umweltbericht erarbeitet hat. Andererseits ist er dennoch mit der Zahl der Standorte übers Ziel hinausgeschossen.
Ein Beruhigendes hat die Zahl von 500 möglichen Anlagen aber doch. Sie zeigt: man kann die Natur schützen, indem man maßvoll neue Windkraftanlagen baut – und man kann dennoch die Energiewende locker schaffen. Spätere Generationen würden uns ein solches Vorgehen danken.
Unsere Empfehlung für Sie

Umstrittener Schienenausbau in Stuttgart Stadt und Region machen Druck aufs Verkehrsministerium
Während das Verkehrsministerium eine Machbarkeitsstudie für einen zusätzlichen unterirdischen Kopfbahnhof in Stuttgart noch ausführlich bewerten will, erwarten die Stadt und die Region die baldige Herausgabe des Papiers.

Demonstrationen in Stuttgart Selbstbewusste Stadtgesellschaft
Den sogenannten Querdenkern sind am Samstag die Grenzen aufgezeigt worden – von der Polizei, aber auch von den Stuttgarterinnen und Stuttgartern selbst, kommentiert Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgarter Muslime in Zeiten von Corona Ramadan ohne Gemeinschaftserlebnis
Zum zweiten Mal müssen auch die Stuttgarter Muslime den Fastenmonat unter Coronabeschränkungen begehen. Das abendliche Fastenbrechen im großen Kreis entfällt. Wenigstens das Nachtgebet ist noch möglich.

Verbotene Corona-Demos in Stuttgart Es hagelt Strafanzeigen von allen Seiten
Coronademo-Verbote, na und? Nach den Ereignissen vom Wochenende laufen Ermittlungen der Polizei gegen Rädelsführer der Querdenken-Bewegung auf Hochtouren. Die kündigt ihrerseits Strafanzeigen an.

Virus-Ausbruch im Gefängnis Prozess wegen Angriffs bei einer Corona-Demo vertagt
In der Justizvollzugsanstalt Stuttgart hat es mehrere Corona-Infektionen gegeben. Der Prozess wegen brutaler Schläge am Rande einer Corona-Demonstration wird daher vertagt.

Verbotene Coronademos in Stuttgart Viele Maskenlose reisen mit Öffentlichen an
Demoteilnehmer fallen oft schon bei der Anreise auf. Das war am Karsamstag bei der Großdemo so, und auch am Tag der verbotenen Demos am Samstag. Die Polizei überwachte die Maskenpflicht an beiden Tagen – mit unterschiedlichen Schwerpunkten.