Auch in der Region Stuttgart müssen Windräder gebaut werden, wenn man die Energiewende befördern will – es gilt also Kompromisse zu machen, sagt StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Es ist eine Mammutarbeit, die die vier Mitarbeiter des Regionalverbandes hinter sich haben: Sie haben eine kaum überschaubare Zahl von Paragrafen, Vorgaben und Stellungnahmen gesammelt, ausgewertet und abgewogen – allein die Einsprüche von 6000 Bürgern sind auf 359 Seiten dargestellt. So kann nun für jeden einzelnen Windkraftstandort in der Region Stuttgart detailliert dargelegt werden, weshalb er als Standort in Betracht kommt. Diese Herkulesarbeit verdient Respekt, denn sie versucht ein schwieriges Thema zu systematisieren und damit zu versachlichen, das ansonsten stark von Emotionen geprägt ist.

 

Vergebens wie bei Sisyphos ist diese Arbeit also nicht – die grundsätzlichen Differenzen wird sie aber trotz der lobenswerten Sorgfalt nicht lösen können. Denn viele Bürger bleiben trotzdem bei ihrer Meinung; das hat manches Murren im Publikum am Mittwoch im Planungsausschuss deutlich gemacht.

Tatsächlich sind ihre Befürchtungen auch nicht völlig von der Hand zu weisen. Gerade am Albtrauf, wo 15 teils riesige Standorte ausgewiesen werden sollen, hat der Verband selbst bei nur zwei Gebieten keine Konflikte erkannt – viele sind sogar doppelt oder dreifach belastet.

Trotzdem müssen irgendwo auch in der Region Stuttgart Windräder gebaut werden, wenn man die Energiewende befördern will – es gilt also Kompromisse zu machen, und es ist gut, wenn möglichst viele Bürger, Gegner wie Befürworter, diesen Prozess begleiten.

Zumindest eine Befürchtung könnte sich aber bald verflüchtigen: dass der Verband Region Stuttgart wild entschlossen eine Maximalkulisse plant. Gegen den Willen einer Gemeinde hat er keine Gebiete ausgewiesen, auch einige wenige sensible Standorte stehen zur Disposition. Zudem könnten durch den Widerspruch von Wetterdienst, Flugsicherung und Naturschutzbehörden sowie durch politischen Einspruch des Regionalparlamentes weitere Flächen entfallen. Nach derzeitigem Stand werden mindestens 23 und maximal 77 Standorte (letzteres entspräche 0,9 Prozent der Regionalfläche) ausgewiesen – das ist zwar immer noch Platz für bis zu 300 Windräder. Aber diese Kulisse wird sich weiter reduzieren, und schon jetzt ist man von den ursprünglichen 500 Windrädern weit entfernt.