Der bedauerliche Abzug der Württembergischen aus Stuttgart lässt sich mit der Aussicht auf eine erhebliche Anzahl neuer Wohnungen nahe des Feuersees verschmerzen, kommentiert Redakteur Sven Hahn.

Stuttgart - Die Absicht der Wüstenrot-und-Württembergische-Gruppe, den Großteil ihrer Mitarbeiter in den kommenden Jahren aus Stuttgart abzuziehen, ist keine ausschließlich schlechte Nachricht für die Stadt – auch wenn diese Einschätzung zunächst paradox klingt. Natürlich erinnert der – allerdings längst erwartete – Verlust der Arbeitsplätze an den Abzug von Bosch oder Ernst & Young aus der Stadt. Und natürlich werden dem Kämmerer Michael Föll die Gewerbesteuereinnahmen des Unternehmens schmerzlich fehlen. Doch die zentrale Lage der Gebäude und das bereits ins Auge gefasste neue Wohngebiet rund um den Feuersee machen an dieser Stelle den Unterschied.

 

Verlust der Arbeitsplätze

Die Chance, Hunderte Wohnungen in der Innenstadt hinzuzugewinnen, mindert den Schmerz ob des Verlusts der Arbeitsplätze und der Gewerbesteuereinnahmen erheblich. Denn es ist in der Tat bemerkenswert, was die Württembergische über ihre Pläne für das Feuersee-Areal bereits heute durchblicken lässt. In der Erklärung zu den Beschlüssen der Hauptversammlung ist ausdrücklich von „Wohnraum für Vermietungen“ die Rede. Die überwiegende Mehrheit aller Neubaugebiete zeichnet sich derzeit durch einen hohen Anteil an Eigentumswohnungen aus. Doch die Preise für Wohneigentum sprengen momentan jeden Rahmen. Im Mittel liegt der Preis pro Quadratmeter im Neubau bei knapp 5400 Euro. Selbst 7000 bis 9000 Euro sind längst keine Seltenheit mehr. Die Mieten entwickeln sich trotz der hohen Nachfrage deutlich langsamer.

Sollte die W&W also bei ihrem Vorhaben bleiben und hauptsächlich Mietwohnungen bauen, wäre das sogar eine gute Nachricht. Denn neben den von Oberbürgermeister Fritz Kuhn forcierten Sozialwohnungen fehlt es an Angeboten für die Mitte der Gesellschaft.