Mit einer Filmreihe im Planetarium geht die Diskussion um ein zeitgemäßes Kommunales Kino in eine neue Runde. Der Verein, der sich dazu gegründet hat, hält das Kunstgebäude am Schloss für geeignet.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Mitte - Die Kinofreunde haben ihren Ort und ins Planetarium kommt wieder mehr Publikum. „Das ist eine echte Win-win-Situation“, freut sich der Leiter des Planetariums, Uwe Lemmer, über die Filmreihe, die am 29. Juni in seinem Haus startet und bis Dezember neues Leben ins Planetarium bringen soll, denn seit das Gebäude hinter dem Bauzaun der S 21-Baustelle versteckt ist, leidet die Einrichtung unter Besucherschwund.

 

Mit der Filmreihe wird an alte Zeiten angeknüpft, denn bis Ende der 1980er Jahre beherbergte das Planetarium das Kommunale Kino. Dann zog dieses ins Filmhaus in der Friedrichstraße um. Beides ist heute Geschichte und nach der Insolvenz des Kommunalen Kinos 2008 bemüht sich seit drei Jahren ein Verein um ein neues Kommunales Kino. 20 Institutionen haben sich in der Initiative zusammengeschlossen. Aus ihren Reihen kommt jetzt die Zusammenstellung der Reihe, in der Klassiker wie „Der Untertan“, „Citizen Kane“ und „Casablanca“ zu sehen sind. „Unser Saal hat Kinoqualität“, lobt Lemmer und die Kulturamtschefin Birgit Schneider-Bönninger wirbt mit dem sonntäglichen Matinee-Charakter der Veranstaltungen, die auf Anregung des Kulturamtes zustande kamen.

150 000 Euro für die Suche nach einem Standort

Gleichwohl betont Birgit Schneider-Bönninger, dass dies keinesfalls ein Ersatz für ein zeitgemäßes Film-und Medienhaus sein könne. Sie selbst sein „Feuer und Flamme dafür“, sagt die Kulturamtsleiterin. „Wir haben hier einen unglaublichen Bedarf für ein Programmkino.“ Damit spricht sie Christian Dosch, der zusammen mit Markus Merz der leitende Kopf in dem Verein ist, aus dem Herzen. „Wir wollen einen jugendlichen Ansatz und mit den Hochschulen Programme machen“, skizziert Dosch die Idee. Ein Konzept liegt bereits in der Schublade. 150 000 Euro sind im städtischen Haushalt für die Standortsuche, eine Planungsstudie und eine Betriebskalkulation eingesetzt. „Sobald sich der neue Gemeinderat konstituiert hat, werden wir über die Standortvorschläge verhandeln“, kündigt Dosch an. Ein Favorit ist die Villa Berg, denn die Infrastruktur für Filmschaffende wäre vorhanden.

Neu im Gespräch ist der zum Schlossplatz hin ausgerichtete Bereich des Kunstgebäudes. 2016 ist seine Zwischennutzung durch den Landtag beendet. Über die weitere Nutzung müsse nachgedacht werden, sagt Dosch, der sich als Leiter der Film Commission Region Stuttgart auch beruflich mit dem Medium beschäftigt. „Am Schlossplatz könnte der Film so einen weiteren Akzent an der Kulturmeile setzen“, findet er. Die Innenstadtkinos würden davon ebenfalls profitieren. „Die brauchen ein Kommunales Kino als Partner für die Festivals“ , weiß der Fachmann.

SSB-Depot im Osten und Breuniger-Parkhaus im Visier

Auf der Wunschliste der Standorte steht auch das frühere SSB-Depot im Osten. Bis Sommer nächsten Jahres wird es von freien Tanz-und Theatergruppen genutzt. Vor zwei Jahren haben außerdem Architekturstudenten bei einem Wettbewerb ihren Vorschlag für ein Film-und Medienhaus im Breuninger-Parkhaus vorgelegt. Breuninger-Chef Willem van Agtmael war damals bei der Präsentation anwesend, berichtet Dosch. „Für die umliegenden Quartiere wäre eine solche Umnutzung eine ungeheure Aufwertung.“, betont er. Auch für das Züblin-Parkhaus sei eine derartige, neue Verwendung denkbar, finden die Aktivisten für ein neues Kommunales Kino.

Realisierbar wäre es nach Ansicht des Vereins über einen Dreistufenplan: Der Verein gestaltet ein Programm, es gibt Räume für eine Zwischennutzung und schließlich entsteht ein Film-und Medienhaus. Auch der Planetariumsleiter findet: „Der Stadt stünde ein solches Zentrum gut an“. Dosch erinnert an die Studierenden, die in der Medienbranche ausgebildet werden. „Die meisten wandern ab, denn die Filmszene ist hier sehr versteckt.“