Kommunalpolitik in Ostfildern und Neuhausen Einzelkämpferinnen sehen Freiräume

Die 33-jährige Betriebswirtin Nadine Korany möchte im Gemeinderat ihrer Heimatgemeinde Neuhausen liberale Perspektiven einbringen. Foto: Ines Rudel

Als fraktionslose Kommunalpolitikerinnen machen Jutta Zwaschka (Linke) in Ostfildern und Nadine Korany (FDP) unterschiedliche Erfahrungen. Beide sehen auf lokaler Ebene viele Gestaltungsmöglichkeiten.

Als Einzelkämpferinnen wurden die Ostfilderner Stadträtin Jutta Zwaschka (Linke) und Nadine Korany (FDP) aus Neuhausen in den Gemeinderat gewählt. Beide Frauen brennen für die Kommunalpolitik. Trotz aller Schwierigkeiten, die ihre Solo-Rolle mit sich bringt, setzen sie ihre kommunalpolitischen Ziele beherzt durch. „Es geht darum, eigene Schwerpunkte zu setzen, und das ohne das Wohlwollen einer angedockten Fraktion“, findet Jutta Zwaschka. Da sieht sie auch Freiräume.

 

Die promovierte Humanmedizinerin ist seit 2014 im Gemeinderat von Ostfildern vertreten, zunächst als Stadträtin für die Grünen. Da schied die Tier- und Umweltaktivistin 2017 nach Querelen aus, kandidierte dann 2019 für die Linke. Seitdem arbeitet sich die Scharnhausenerin in die unterschiedlichsten Themen ein, bezieht dazu im Gremium sehr engagiert Stellung. Ob es um Taubenhäuser geht oder um die geplante Asylbewerberunterkunft in den Wittumäckern in ihrem Stadtteil. Die 56-Jährige bezieht engagiert Stellung, und hat dabei stets die kommunale Ebene im Blick. Zugleich besetzt sie die klassischen Themen der Linken wie sozialen Wohnungsbau. Das Spektrum, das Zwaschka da bearbeitet, ist immens. Ihre offene und kommunikative Art macht es ihr leicht, Menschen zu erreichen, die politisch eigentlich auf einer anderen Linie liegen.

Mit ihrem Vorstoß, einen Inklusionsrat für Menschen mit Behinderung auf den Weg zu bringen, sorgte Zwachka in Ostfildern für Diskussionen. Als sie den Antrag im Gemeinderat einbrachte, zeigte sich eine Hürde, vor der Fraktionslose stehen. „Für Anträge muss das Quorum per Abstimmung erreicht werden. Stellen Fraktionen Anträge, gehen diese automatisch durch und werden von der Stadtverwaltung bearbeitet“, sagt die Kommunalpolitikerin. Das Quorum hat sie erreicht. Dennoch möchte sie ihre Unabhängigkeit nicht missen. „Als Fraktionslose gibt es keine Machtspielchen, etwa um die Themenauswahl der persönlichen Stellungnahme.“ Allerdings hätten Fraktionen auch Vorteile. „Sie haben mehr Mitglieder in ihren Ortsverbänden, sind stärker in der Bevölkerung verwurzelt und bekommen daher mehr Informationen und Unterstützung.“

Ein offenes Ohr im Orts- und im Kreisverband

Dennoch fühlt sich Zwaschka bei der Linken gut aufgehoben. Den Rat des Orts- und Kreisverbands möchte sie nicht missen. „Wenn ich möchte, finde ich immer ein offenes Ohr für das Beratschlagen über ein Thema, für einen Erfahrungsaustausch und selbstverständlich moralische Unterstützung.“ Bislang habe sie da „ein faires Miteinander“ erlebt, bei Meinungsverschiedenheiten könne heftig diskutiert werden, ohne den anderen auf einer persönlichen Ebene anzugreifen. Dass sie nicht im Ältestenrat des Gemeinderats vertreten ist, sieht sie als ein Manko. Da fehlten Informationen.

Das erlebt Nadine Korany in Neuhausen ganz anders. Die FDP-Gemeinderätin hat die Möglichkeit, an den Sitzungen des Ältestenrats teilzunehmen. „Zwar habe ich keine eigene Fraktion, aber ich habe mich der CDU als ständiger Gast angeschlossen.“ Die vielen Sitzungen sind für die 33-jährige Betriebswirtin auch eine Zeitfrage. Deshalb ist ihr ständige Kommunikation besonders wichtig. Ebenso wie das Gespräch mit den Gemeinderäten aus den anderen Fraktionen. „In der Kommunalpolitik gibt es viele Berührungspunkte, da sollte man nicht in Parteigrenzen denken“, ist die engagierte Kommunalpolitikerin überzeugt.

Wie kam sie dazu, sich für den Gemeinderat zu bewerben? „Da ich in Neuhausen lebe, und hier auch aufgewachsen bin, liegt mir die Entwicklung der Gemeinde am Herzen.“ Die Stadtplanung mitzugestalten, das hat sie gereizt. Neben Wirtschaftsthemen liegt der Betriebswirtin der Klimaschutz am Herzen: „Wärmeplanung, Energiemanagement und Stadtplanung zukunftsfähig aufzustellen, ist unser Ziel. Da gilt es, den Umweltschutz mitzudenken.“ Das beginnt für Nadine Korany schon bei den anstehenden Bauprojekten.

Der Blick über die Fildergemeinde hinaus ist ihr wichtig. Deshalb profitiert sie sehr vom Austausch im Ortsverband D.O.N, in dem die Liberalen Ostfildern, Neuhausen und Denkendorf vertreten sind: „Es gibt viele Überschneidungen in der Kommunalpolitik.“ Nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, findet sie spannend. Für die Liberalen engagiert sie sich seit acht Jahren, hat Erfahrung im Wahlkampf für den Bundes- und den Landtag. Dass sie in Neuhausen die Möglichkeit hat mitzugestalten gefällt ihr. Da sieht sie Chancen, weil ihre Lebenseinstellung positiv ist. Der Weggang von Thyssen ist bitter. Doch das leer stehende Gelände könne man vielleicht noch besser nutzen.

Weitere Themen