Bernhard Mellert ist seit Herbst Bezirksvorsteher im Stuttgarter Westen. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht er über seine Vorstellungen für den Stadtbezirk und gibt einen Ausblick auf Projekte des Bezirksbeirats im Jahr 2020.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Seit fast 25 Jahren wohnt Bernhard Mellert im Stuttgarter Westen. „Aber jetzt lerne ich den Stadtbezirk noch einmal neu kennen“, sagt er. Im September hat er das Amt des Bezirksvorstehers in Stuttgarts von der Einwohnerzahl her zweitgrößtem Stadtbezirk von seinem Vorgänger Reinhard Möhrle übernommen. „Ich finde das Amt klasse, ich bin gut beschäftigt, aber es ist toll“, sagt der 57-Jährige und strahlt.

 

Der Westen gilt als einer der beliebtesten Bezirke in der Landeshauptstadt. Deshalb hat er auch ein großes, strukturelles Problem: Die Wohnungen sind sehr knapp. Die Preise steigen konstant in den vergangenen Jahren. „Seit 2010 haben wir im Westen 5000 zusätzliche Einwohner“, sagt Mellert. „Die sind alle untergekommen – irgendwo.“ Man wolle weiterhin dafür sorgen, sozialgerechte Wohnungen im Stadtbezirk zu bauen. „Beim Olga-Areal haben wir diese Anforderungen in hohem Maße erfüllt und es auch geschafft, dass die Bürger sich einbringen können.“

Wohnungen sind im Westen knapp und teuer – große Bauprojekte stehen derzeit nicht an

Mit weiteren Projekten sieht es aber eher schwierig aus. Arg viel Platz gibt es im Westen eigentlich nicht mehr für große Neubauprojekte. Lediglich das Bauprojekt der Ludwigsburger Firma Pflugfelder am Vogelsang ist noch in Aussicht. Dort entstehen derzeit 172 Wohnungen, 32 davon sind gefördert. Zwar ziehen die Firmen Allianz und die Wüstenrot und Württembergische auch in den kommenden Jahren aus dem Westen an neue Standorte um, aber was aus diesen Arealen wird, ist bisher völlig unklar.

Ob dort reine Wohnhäuser entstehen, ist ungewiss. „Da bin ich auch etwas zwiegespalten, ob ich das gut finden würde“, sagt Mellert. Denn: „Menschen, die hier arbeiten, kaufen hier auch ein oder essen hier im Westen.“ Er fände es daher „top“, wenn Leute im Bezirk wohnen und arbeiten könnten. Auch im Sinne einer nachhaltigen Verkehrsplanung – wer dort wohnt, wo er arbeitet, fährt in der Regel auch nicht so viel Auto, sondern erledigt viele Dinge zu Fuß, mit dem Rad oder nimmt die öffentlichen Verkehrsmittel.

Nicht zuletzt steht es auf der Agenda des Bezirksbeirats, sich in den kommenden Jahren auf ein verändertes Mobilitätsbedürfnis einzustellen. „Ein immer größerer Anteil der Wohnbevölkerung wünscht sich, dass Radfahrer und Fußgänger gleichberechtigt werden – oder sogar bevorzugt“, sagt Mellert. Deshalb habe der Bezirksbeirat den Ausschuss für Mobilität ins Leben gerufen, um konkrete Lösungen für die kommenden Jahre zu erarbeiten.

Im kommenden Jahr werden viele Plätze im Westen neu gestaltet

Nun ist es keinesfalls so, dass jeder Stuttgarter – auch nicht im Westen – sich eine autofreie Innenstadt wünscht. So gehört die Debatte, wie künftig die Mobilität in unseren Städten gestaltet wird, zu den am heftigsten diskutierten. Während für die einen das Auto im Alltag unerlässlich ist, wünschen sich andere die Autos aus der Stadt, um im öffentlichen Raum mehr Platz für die Menschen zu haben.

So ist auch das Bedürfnis der Menschen, nach einem Aufenthalt im Freien gestiegen. Der Wunsch nach Plätzen in der Stadt, wo jeder sich kostenlos aufhalten kann, ist groß. Da wird sich nach den Worten von Mellert noch in diesem Jahr im Westen einiges tun. So seien die Mittel für den Diakonissenplatz bewilligt. Sobald die Jugendverkehrsschule am Westbahnhof fertig sei, könne mit der Umgestaltung des Platzes an der Silberburg-/Falkert-/Forst- und Rosenbergstraße begonnen werden. „Die Verkehrsschule wird wohl sogar noch dieses Jahr fertig.“

Aber das ist nicht alles: An der Ecke Reinsburg-/Rotebühlstraße ist auf Initiative einiger Anwohner im Herbst der kleine Reinsburgpark entstanden; am Quartierswerk Hasenberg entsteht eine Grünfläche und die Elisabethenanlage wird auch bald umgestaltet. Zusätzlich gebe es viele neue Baumpflanzungen im Bezirk, wie an der Forststraße, am Kräherwald und am Leipziger Platz, um sich den veränderten klimatischen Rahmenbedingungen anzupassen. Auch am Feuersee habe die Stadt schon die Umgestaltung des Süd- und Ostufers beauftragt, sagt Mellert. Ärgerlich ist für ihn, dass sich die Grünanlagen am neuen Olga-Areal verzögern.

Mit eines der größten Projekte in den kommenden Monaten und Jahren ist sicherlich die Umgestaltung des Bismarckplatzes im Zuge des Sanierungsgebietes Stuttgart 28. In Kürze soll dort ein Verkehrsversuch starten. Dabei wird die Bismarckstraße entlang des Café Fragolas dicht gemacht und auf der Schwabstraße soll durchweg Tempo 30 gelten.

Wichtig seien ihm aber auch kleinere Projekte und Einrichtungen. „Der Abi West oder das EkiZ, das sind wichtige Einrichtungen für den Westen“, sagt Mellert. „Ich bin froh, dass wir die haben, die sind für die Menschen immens wichtig.“ Und die möchte er auch alle besser vernetzen.