Leinfelden-Echterdingen erinnert mit einem Festakt an die „Zwangsverheiratung“ vor 40 Jahren. Ministerpräsident Kretschmann gratuliert zum Stadtjubiläum.

Leinfelden-Echterdingen - Die bei der vor vier Jahrzehnten erzwungenen Gründung der Großen Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen aufgerissenen Gräben sind längst zugeschüttet. Zeitzeugen wie die Stadträte Roswitha Schäfauer, Hans Huber, Wolfgang Haug und Erich Klauser oder Rainer Häußler, Eberhard Breitling und Heinrich Sturm (die Beigeordneten aus der Gründerzeit) wissen noch genau, wo diese Gräben verlaufen. Diesen Eindruck vermittelten die Protagonisten bei einer von Theo Rombach launig moderierten Gesprächsrunde während des Festakts zum 40-jährigen Bestehen der Großen Kreisstadt.

 

Einig war sich die Runde darin, dass die Einstellung der Straßenbahn nach Echterdingen als wohl größter Verlust einzustufen sei. Dementsprechend rangiert auch die Wiederaufnahme einer „gelben“ Schienenverbindung ganz oben auf der Wunschliste.

„Die Stadt kann sehr stolz auf sich sein“

In der voll besetzten Filderhalle hatte zum Auftakt bereits Oberbürgermeister Roland Klenk Stationen des „schwierigen Wegs“ beleuchtet, den die Stadt in ihrer Geschichte zurückgelegt hat. Alles habe mit einer „Zwangsehe“ begonnen. Heute sei man „in einer Stadt angekommen, die sich zu einem überaus prosperierenden Gemeinwesen aufgeschwungen hat und sehr stolz auf sich sein kann“, stellte der Rathauschef fest.

Aufmerksam verfolgten zahlreiche Ehrengäste, darunter die Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich (CDU) und Matthias Gastel (Grüne) sowie Alt-OB Wolfgang Fischer und Lotte Schweizer (die Gattin des verstorbenen ersten OB Walter Schweizer) die Festreden. Klenk bezeichnete das in der Stadtgründungsvereinbarung festgelegte Ziel der dezentralen Weiterentwicklung der früher selbstständigen Orte als Glücksfall. Für das Zusammenwachsen sei es auch sehr hilfreich gewesen, dass L.-E. „von Anfang an sehr finanzstark war“, stellte Klenk fest. Walter Schweizer habe als erster OB seinem Nachfolger ein gut bestelltes Haus Übergeben.

Die „guten Jahre in L.-E.“

Wolfgang Fischer habe insbesondere in der Kultur- und Sozialpolitik bis heute nachwirkende Schwerpunkte gesetzt, sagte Klenk. Fischer hatte seinen Einzug ins Rathaus auch dem Rückzug eines Kandidaten der Grünen im zweiten Wahlgang zu verdanken, „der dann später lieber Ministerpräsident wurde“, rief Klenk in Erinnerung. Winfried Kretschmann, eben jener Kandidat, ist persönlich mit Leinfelden-Echterdingen eng verbunden. Mehr als ein Jahrzehnt hat er mit meiner Familie in Echterdingen gewohnt. Seine Frau Gerlinde hat an der Goldwiesenschule unterrichtet. „Es waren gute Jahre“, sagte der Ministerpräsident in seinem Grußwort zum Stadtjubiläum.

Nach Kretschmanns Einschätzung hat Leinfelden-Echterdingen seine Rolle, sich im Umfeld der Landeshauptstadt zu behaupten, „gut gemeistert“. Hartes Ringen „gehört zur DNA dieser wirtschaftsstarken und lebenswerten Stadt“. In zahlreichen Auseinandersetzungen, unter anderem um den Flughafenausbau, die Messeansiedlung oder Stuttgart 21, habe die Stadt zwar „nicht ganz gewonnen, aber viel erreicht“. Ein Hauptvorteil Leinfelden-Echterdingens sei die Verkehrserschließung. „Die wird durch Stuttgart 21 noch besser“, sagte Kretschmann – was das Publikum mit deutlich vernehmbarem Rumoren quittierte. Der Ministerpräsident konterte locker: Das Amt bringe es mit sich, „dass ich heute manches anders sagen muss als ich es früher gesagt habe“. In L.-E. habe man „schon immer mit den Schattenseiten der Prosperität zu kämpfen. So ist das eben mit den Widersprüchen in dieser Stadt.“

Viel Applaus für das Rahmenprogramm

Eingebettet waren die Festvorträge in ein kurzweiliges Rahmenprogramm, an dem Akteure aus allen Stadtteilen mitwirkten. Mit viel Beifall bedacht wurden Susanne Stock (Klavier), der Kinderchor der Eichbergschule (Musberg), das Tanzmariechen Celine Müller (Leinfelden), der Liederkranz Echterdingen und Akteure des Stettener Theaters unter den Kuppeln.